[Diak]

Vielleicht überschätzt Du etwas den Grad der Bewusstheit, mit der (junge) Athleten solche Entscheidungen treffen. Du bist müde, Du weißt nicht ganz, was Du im Ausdauerbereich drauf hast, aber weißt, dass es weniger ist als sonst. Du bist überglücklich über den Verlauf und die Norm und willst auf keinen Fall riskieren, einfach stehen zu bleiben oder hinzufallen, alles schon vorgekommen. Dann weiß man vielleicht vorhin nicht, dass man so eine absurde pace laufen möchte, sondern joggt los, bekommt einen Schreck, dass es doch etwas doll langsam war, bzw. weiß bei 1.100: ok, passt so weit, bisschen Tempo mach ich noch mal.

Dass die Chance nie wieder kommen könnte, denkt man als junger Athlet häufig nicht, sondern eher, dass man sich weiter steigern will (so sollte man auch denken!) Die Motive sind unterschiedlich, vielleicht sind ihm Punkte relativ wumpe und er hat seiner Großmutter am Sterbebett versprochen, dass er ihr die Olympiamedaille widmet. Warst Du es nicht, der neulich schrieb, Nikki solle dringend einen Fünfkampf machen, um da den Deutschen Rekord zu brechen? Es gibt Leute, die würden das tun, er auf keinen Fall, auch ihn interessiert nur Paris und alles wird diesem Ziel untergeordnet, zurecht, wenn man sieht, was da im oberen Punktebereich los sein könnte.

Es kann auch noch diverse andere Gründe geben. Wir haben (etwas andere Ebene, klar), im Winter einer Athletin, die ihren ersten Landesmeistertitel hätte machen können und vier tolle Disziplinen hatte, einen Bummelkurs über 800 verordnet, weil sie viel krank war und Atemprobleme unter Belastung etwickelt hat, die wir noch nicht verstanden haben. Fühlt sich nicht schön an, muss aber mal sein. Und auch das gehört dazu: Wir wissen nicht, ob sie 2:28 hätte laufen können, gewinnen und sich gut in der BL platzieren. Wenn sie im Sommer mit 2:25 einen tollen Siebenkampf beschließt und keine Probleme beim Atmen bekommt, hatten wir vielleicht recht.