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Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - Druckversion

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RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - S_J - 08.08.2025

(08.08.2025, 20:48)mariusfast schrieb:
(08.08.2025, 13:56)aj_runner schrieb: Wenn im näheren Umfeld keine geeigneten Trainer sind, ist ggf. die Eliteschule in Verbindung mit dem Internat eine Option, sofern es am OSP es auch entsprechende Trainer gibt. Internat ist natürlich ein dickes Brett, dann wäre die Frage, ob nicht ein, zwei Jahre mit einer Zwischenlösung gearbeitet werden kann, die zwar von den Eltern mehr Einsatz erfordert, das Kind aber noch zu Hause lässt.
Wo finde ich die Aufnahmebedingungen für so ein Internat in Verbindung mit Eliteschule d. Sports?

Normalerweise auf den Seiten der einzelnen Internate. Hängt aber letztendlich davon ab, wie viele Plätze dort frei sind.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - MikeStar - 09.08.2025

Erstmal Glückwunsch für die Optionen, die sich eurem Nachwuchs auftun. 

Ich spreche mal aus Sportlersicht, allerdings in einer anderen Sportart.

Ich hatte in meiner Jugend diese bedingungslose Unterstützung meiner Eltern und mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Firmung stand mein Sport immer an erster Stelle. Mein Vater war immer als Funktionär (Trainer/Betreuer/Jugendleiter) tätig, meine Mutter mit anderen Müttern als Unterstützerin. 

Dadurch spielte ich in der U15/U17 höchstklassig u.a. gegen Mannschaften von Profi-Vereinen, die nochmals ein ganzes Stück intensiver unterwegs waren als wir selbst. 

Ich hatte in dieser Zeit die Chance den nächsten Schritt zu machen.

Nach außen zeigte ich mich ebenso stolz und begierig den Sprung in den Profibereich zu schaffen, innerlich sträubte sich aber immer mehr alles dagegen. Obwohl meine Eltern keine Erwartungen auf mich projizierten, wuchsen in mir immer mehr die Abneigung gegen das was notwendig gewesen wäre um den nächsten Schritt zu machen.

Ich hätte nach außen nie gezeigt, welchen Widerwillen ich zwischenzeitlich entwickelt hatte, mein volles Potential abzurufen aus Angst, dass es weiter nach oben geht. Gleichzeitig haderte ich aber noch mehr mit mir, wenn ich dadurch nicht meine beste Leistung abrufen konnte. 

Damals empfand ich es nicht einfach nur als meine Pflicht das beste aus mir rauszuholen, sondern war nicht in der Lage mir selbst einzugestehen, was ich eigentlich wirklich wollte und welche anderen (sportlichen) Möglichkeiten ich noch gehabt hätte, die mir - rückblickend - vermutlich besser gelegen hätten. 

Was ich sagen will.. die Akzeptanz des Aufwands des Sportlers durch das Umfeld ist enorm wichtig, aber in das Kind bzw. den/die Teenager/in können wir nicht reinschauen. Das Gesamtumfeld muss passen und der Sportler muss mit sich selbst ehrlich sein. Ein "schwacher" Charakter, wie ich ihn damals hatte, kann auch ein Hindernis sein, wenn er nicht erkannt wird.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - aj_runner - 10.08.2025

Zu den Aufnahmebedingungen: Du brauchst zuerst einen Platz an der Schule, ein Internatsplatz ist dann optional. Grundsätzlich sind die Aufnahmebedingungen auf der HP der jeweiligen Schule zu finden, sie lassen sich aber einen gewissen Ermessensspielraum. Eine Kaderzugehörigkeit ist nicht zwingend. Schlussendlich gibt es eine begrenzte Anzahl an Plätzen, das ist das Limitierende.
Unserer Erfahrung nach spielt auch das Geschlecht eine kleine Rolle, da der Jungsanteil durch Kooperationen wie z.B. VfB Stuttgart oder den Handballern sehr hoch ist. Aber auch das Zeugnis. Mit einem guten Zeugnis weiß die Schule, dass sie, was den schulischen Part anbetrifft, keine Probleme haben werden.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - dominikk85 - 13.08.2025

(08.08.2025, 07:54)ThomasB schrieb: ich finde dieses Thema wirklich spannend – und leider wird es ja oft nur selten offen angesprochen. Wir befinden uns nämlich in einer ganz ähnlichen Situation. Zwar sind wir „erst“ in der U16, aber die Landeskader-Norm) hat unser Junior schon deutlich unterboten. Er hat einen unbändigen Willen und würde am liebsten noch mehr trainieren, als es oft machbar ist.

Im letzten Jahr waren wir auf etlichen Wettkämpfen und Meisterschaften, haben dafür auch schon private Termine gestrichen oder Umstände in Kauf genommen – bisher alles noch im vertretbaren Rahmen. Klar, manchmal leidet das Privatleben etwas, aber das lässt sich wohl nicht immer vermeiden.

Was bei uns mehr das Problem ist: Thema Eliteschule des Sports. Unser Sohn wäre sofort Feuer und Flamme, wir halten es momentan aber noch für zu früh – auch wegen des Schulwechsels und der schulischen Entwicklung. Wir wollen erst einmal sehen, wie er sich in den nächsten ein bis zwei Jahren entwickelt und ob er sein Niveau weiter steigern kann.

Das größte Hindernis: Wir leben in einer ländlichen Gegend. Große Vereine sind rar, und wenn, dann liegt der nächste mindestens eine Stunde Autofahrt entfernt. Das bedeutet, wir stehen schon jetzt etwas am „Scheideweg“. Der Junior würde am liebsten täglich trainieren – am besten auch mal unter professioneller Anleitung. Nur haben wir keinen richtigen Trainer oder Stützpunkt in einfach erreichbarer Nähe. Vieles läuft in Eigenregie über das Vereinstraining hinaus.

Und genau da stellt sich immer die Frage: Was ist richtig, was ist zu viel? Vieles kann man selbst nicht seriös beantworten, und fundierte fachliche Anleitung fehlt leider. Das ist schade – vor allem, wenn man an dem Punkt steht, an dem man den Athleten bestmöglich fördern, aber gleichzeitig nicht überfordern möchte. Leicht ist das nicht.

Ich finde mit 15,16 so ein internat durchaus angemessen wenn talent und leistungswille da ist.

So etwas entlastet ja auch die familie zeitlich und finanziell und wenn dem eh alles untergeordnet wird kann man auch all the way gehen.

Wegen der schulischen Entwicklung kann man ja einen Deal mit dem Kind machen wo man sagt du kannst das machen, aber wir erwarten das du dich in der schule reinhängst und gewisse Noten hältst und wenn wir merken das du es ohne unsere Aufsicht schleifen lässt behalten wir uns vor dich wieder nach hause zu holen.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - mariusfast - 13.08.2025

(13.08.2025, 08:53)dominikk85 schrieb:
(08.08.2025, 07:54)ThomasB schrieb: ich finde dieses Thema wirklich spannend – und leider wird es ja oft nur selten offen angesprochen. Wir befinden uns nämlich in einer ganz ähnlichen Situation. Zwar sind wir „erst“ in der U16, aber die Landeskader-Norm) hat unser Junior schon deutlich unterboten. Er hat einen unbändigen Willen und würde am liebsten noch mehr trainieren, als es oft machbar ist.

Im letzten Jahr waren wir auf etlichen Wettkämpfen und Meisterschaften, haben dafür auch schon private Termine gestrichen oder Umstände in Kauf genommen – bisher alles noch im vertretbaren Rahmen. Klar, manchmal leidet das Privatleben etwas, aber das lässt sich wohl nicht immer vermeiden.

Was bei uns mehr das Problem ist: Thema Eliteschule des Sports. Unser Sohn wäre sofort Feuer und Flamme, wir halten es momentan aber noch für zu früh – auch wegen des Schulwechsels und der schulischen Entwicklung. Wir wollen erst einmal sehen, wie er sich in den nächsten ein bis zwei Jahren entwickelt und ob er sein Niveau weiter steigern kann.

Das größte Hindernis: Wir leben in einer ländlichen Gegend. Große Vereine sind rar, und wenn, dann liegt der nächste mindestens eine Stunde Autofahrt entfernt. Das bedeutet, wir stehen schon jetzt etwas am „Scheideweg“. Der Junior würde am liebsten täglich trainieren – am besten auch mal unter professioneller Anleitung. Nur haben wir keinen richtigen Trainer oder Stützpunkt in einfach erreichbarer Nähe. Vieles läuft in Eigenregie über das Vereinstraining hinaus.

Und genau da stellt sich immer die Frage: Was ist richtig, was ist zu viel? Vieles kann man selbst nicht seriös beantworten, und fundierte fachliche Anleitung fehlt leider. Das ist schade – vor allem, wenn man an dem Punkt steht, an dem man den Athleten bestmöglich fördern, aber gleichzeitig nicht überfordern möchte. Leicht ist das nicht.

Ich finde mit 15,16 so ein internat durchaus angemessen wenn talent und leistungswille da ist.

So etwas entlastet ja auch die familie zeitlich und finanziell und wenn dem eh alles untergeordnet wird kann man auch all the way gehen.

Wegen der schulischen Entwicklung kann man ja einen Deal mit dem Kind machen wo man sagt du kannst das machen, aber wir erwarten das du dich in der schule reinhängst und gewisse Noten hältst und wenn wir merken das du es ohne unsere Aufsicht schleifen lässt behalten wir uns vor dich wieder nach hause zu holen.

Ist ja auch dafùr da, dass man seine Noten verbessern kann. Man bekommt Unterstützung und kann auch mal eine Klausur und Themen mit Unterstützung problemlos nachholen. Und die Wege sind I.d.R. kürzer 

Habe letztens einen älteren Artikel von Schulze gelesen als er noch  täglich zum Training pendeln musste. Es blieb überhaupt keine Zeit zum Lernen. Hat nur funktioniert, weil er schon alles im Unterricht mitbekam. Also kommt dann neben Talent noch darauf an was fûr ein Lerntyp man ist (auditiv, visuell etc) Ansonsten ist man ja schon komplett raus und kenne einige, die dann von den Eltern aus ihren Leistungssport beenden mussten. Bevor es so richtig angefangen hat. Das ist ja auch das Ding wieso v.a. so viele Einserschüler Leistungssport machen.

Also eigentlich profitieren ja eher die Normaleren davon als jetzt die übertalentierten Schûler. Die haben ja sowieso keine Probleme.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - RunSim - 16.08.2025

Sehr interessantes Thema!
Vieles wurde schon richtigerweise gesagt. 

Ich war als Jugendlicher selber im Leistungssport aktiv im Landes- und temporär Bundeskader. Nicht LA, andere Sportart. 
War dann als Erwachsener für ein paar Jahre in dieser Sportart als hauptamtlicher Trainer in einem Nachwuchsstützpunkt tätig. 

Dann wieder ein paar Jahre später habe ich angefangen mit Laufen in einem kleinen Leichtathletik Verein. Mittelstrecke als "alter Sack, ambitioniert, für mich selbst, also nicht als Trainer. 
Als dann ein Vereinstrainer aufgehört hat, wollte ich die Jugendlichen in der Gruppe nicht hängen lassen und habe angefangen sie zu trainieren/betreuen. Ohne viel Erfahrung als Trainer im Laufbereich habe ich einen Sportler in den Landeskader gebracht. 

Ich kann also aus der Brille/mit der Perspektive des ambitionierten Jugendlichen, des Nachwuchsstützpunkttrainiers einer fremden Sportart und des Trainers eines kleinen LA-Vereins mit einem ambitionierten Sportler dienen. 

Giht es denn von den hier schreibenden Eltern konkrete Fragen? Oder gibt es akut eine Frage, also z.B. soll mein Kind kommendes Jahr in ein Sportinternat? Sowas muss man ja mit einem gewissen Vorlauf planen und man braucht ein paar mehr Infos zur Situation. Es macht ja schon einen Unterschied aus, ob das Kind in einem kleinen örtlichen LA Verein ist und gerne dort bleiben würde oder ob man bereits in den Leistungssport Strukturen eines Großvereins unterwegs ist. 
Da können die Tipps dann durchaus sehr stark variieren. 

Wenn ich es zeitlich hinbekomme, schreibe ich demnächst gerne ma, was mir aus der Sicht des Sportlers und des Trainers in Sachen Unterstützung der Eltern einfällt. 
Persönliche Erfahrungen helfen euch als Eltern ja vielleicht auch allgemein.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - RunSim - 16.08.2025

Ein Punkt zu dir, ThomasB. 
Finde ich allgemein total toll, das ihr euer Kind so super unterstützt und euch Gedanken dazu macht. 
Mein erster Eindruck, übermotiviert kommst du nicht rüber. 
Jeder Trainer sieht das anders. Aber ich als Nachwuchstainer war immer sehr froh über Eltern, die ihre Kids unterstützen wollten. 
Wenn es too much wurde, das war selten der Fall, habe ich die Eltern dann auch mal ausgebremst. 
Ich habe es glaube ich immer recht nett, emphatisch und respektvoll gegenüber der Eltern rübergebracht. Das kam nie blöd an. Und dann hören viele Eltern auch auf einen. 

Ich weiß nicht, in welcher Disziplin dein Kind unterwegs ist. 
Allgemein finde ich aber, dass spätestens ab 15/16 Jahren professionelle Strukturen absolut notwendig sind damit der Nachwuchssportler sein volles Potenzial nutzen kann. 
So sehr es mir für die kleinen Vereine Leid tut, die die Sch..ßarbeit beim Aufbau der jungen SportlerInnen machen. Wenn es mein eigenes Kind wäre, würde ich dem Kind die Möglichkeit geben, auf ein solches Sportinternat zu gehen. 
Und natürlich immer mit dem Angebot, dass es jederzeit zu einem zurück kommen kann, wenn es kein Bock mehr darauf hat oder wenn das Internatsleben doch nichts für sie/ihn wäre. 

Ganz konkret zu deinem Sohn: zwei Jajre später ist es meiner Erfahrung nach zu spät. 
Ich habe keine persönlichen Insights in Sportinternate. Aber die sind genau dafür da, dass die Talente Schule und Sport besser unter einen Hut bekommen. 
Und wenn es schulisch bergab geht, wird das mit den Eltern frühzeitig besprochen. 
Da würde ich bei einer normalen Schule eher das Problem sehen, dass das eigene Kind untergeht und man erst informiert wird, wenn es richtig bergab gegangen und es vielleicht schon zu spät für Korrekturen ist.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - RunSim - 16.08.2025

@ThomasB: 
Sportinternat natürlich nur, wenn der Sohn es selber wirklich will. Also nicht nur so, ich find das mal toll. Sondern wenn er wirklich dafür brennt. 

In einer "techniklastigen" Disziplin führt mMn kein Weg an einem Wechsel zu einem Stützpunktverein/Großverein vorbei. 

Im Laufbereich sehe ich eine Lösung, die aber sehr speziell ist und nur in wenigen Konstellationen überhaupt denkbar ist und zu einem Erfolg führen könnte. Das wäre aber nur ein Weg, wenn das Kind von den Eltern aus nicht ins Sportinternat gehen darf oder wenn das Kind vom Charakter her die Nestwärme zuhause benötigt um glücklich zu sein. 
In einem solchen Fall kann man mit viel Zeitaufwand versuchen eine Insellösung für sein Kind aufzubauen. 
Ist dann aber mit sehr viel Zeitaufwand für euch als Eltern verbunden. 
Dann müsstet ihr einen guten Trainer in der Umgebung suchen, zu dem ihr euren Sohn 2 bis 3 Mal pro Woche zum Training hinbringt. 
Die anderen Trainingstage müsst ihr nach Vorgabe des Trainers selber strukturieren. 
Das kann dann so aussehen, dass du an diesen Tagen im Stadion stehst und deinen Sohn unterstützt beim Zeiten stoppen etc. Die Gefahr dabei ist, dass der Sohn sich vom Vater nichts sagen lässt, weil der "ja eh keine Ahnung" hat. Eltern/Kind-Gespanne können auch zu erheblichen Konflikten in der Familie führen. 
Ob es das einem wert ist... puh, muss jeder für sich entscheiden. 

Oder, wenn das Kind keine großartigen lauftechnischen Defizite hat, kann es an einigen Tagen in der Woche die Laufprogramme auch zuhause bzw im nahe gelegenen Stadion selbstständig absolvieren. Selbstdisziplin vorausgesetzt. Und natürlich dann ohne Gruppe. Wenn man eher der introvertierte "Einzelgänger" ist, mag das funktionieren. Aber viele Jugendliche brauchen eine Peergroup/Gleichgesinnte um langfristig am Ball zu bleiben. 

Sowas ist dann wirklich eine sehr individuelle Lösung und man muss sich bewusst sein, dass das Potential dann vielleicht nicht zu 100% ausgenutzt wird.


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - Diak - 16.08.2025

wer sich für einen Überblick zu Thema interessiert, dem sei hier leichtathletiktraining vom Juli 2023 ans Herz gelegt, ich habe da in einem Übersichtsartikel einiges über optimales Elternverhalten zusammengefasst. 

Ich stolpere über den Threadtitel, vielleicht übertrieben sprachsensibel: Die wichtigste Unterstützung für das Kind ist die Liebe der Eltern, die in der Tat bedingungslos sein sollte. Die Unterstützung des sportlichen Handelns ist ehrlicherweise durchaus an Bedingungen geknüpft, die ich für richtig und wichtig halte: Eure Hauptverantwortung liegt in der körperlichen und seelischen Gesundheit des Kindes, also kein Umfeld, das Doping tolerieren würde, unbedingt eines, das für Gewaltfreiheit einsteht und die langfristige Leistungsentwicklung in den Blick nimmt. Meiner Erfahrung nach ist dazu hilfreich, wenn Eltern und Trainer:innen zentrale Werte teilen. Darüberhinaus unterstelle ich, dass auch das Verhalten des Kindes (Fleiß, Begeisterung, Kameradschaftlichkeit) Bedingungen darstellt. 

Zu den Erwartungen möchte ich ergänzen, dass diese nicht explizit sein müssen, um die Entwicklung langfristig zu stören. Auch große Hoffnungen von Eltern, die sich nicht selten in eben dieser bedingungslosen und distanzarmen Unterstützung manifestieren, erzeugen potentiell einen erheblichen impliziten Druck und Enttäuschungspotential. 

In dem Artikel versuche ich darzulegen, dass die optimale Elternrolle in großer Nähe und Interesse am ganzen Kind bei gleichzeitiger relativer Distanz zum sportlichen Handeln besteht. Meine Befragungen von Kaderathlet:innen zum Thema führen immer wieder in Varianten auf die Formel: "auf der Tribüne sitzen und Güte ausstrahlen"

Versucht also gern, dem Kind möglichst oft die Unterstützung zu schenken, die es sich wünscht, und sprecht darüber, was es sich wünscht (wird zu selten gemacht und ist oft erhellend) Uns Trainern ist Verbindlichkeit wichtig und die Unterstützung / Rücksichtnahe bei Terminplanungen. Der Familienurlaub darf also gern mit der Jahresplanung synchronisiert werden, muss/sollte aber nicht immer ausfallen. Und wenn Omma 90 wird und findet, dass das Kind dabei sein sollte, dann ist das vielleicht wichtiger, als die eine Trainingseinheit. 

Für den sportlichen Erfolg ist nicht entscheidend, ob es nächstes Jahr der Bundeskader wird, kapriziert möglichst wenig Erwartungen darauf, denn Entwicklung erfolgt nicht linear. Erfolg hat, wer sich möglichst unabhändig von aber mit Unterstützung durch die Institutionen gut aufstellt. Wenn immer möglich, sollte das am Wohnort oder wohnortnah erfolgen. Eliteschulen des Sports gehen nicht mit besseren sportlichen Leistungen aber mit schwächeren Schulabschlüssen einher! Ein Internat ist nur geboten, wenn im Umfeld auch mit kreativen Lösungen und viel Fahrerei nichts zu machen ist.

Für konkrete Fragen stehe ich gern zur Verfügung


RE: Bedingungslose Unterstützung durch die Eltern? - CoachnEngineer - 16.08.2025

(16.08.2025, 07:34)Diak schrieb: wer sich für einen Überblick zu Thema interessiert, dem sei hier leichtathletiktraining vom Juli 2023 ans Herz gelegt, ich habe da in einem Übersichtsartikel einiges über optimales Elternverhalten zusammengefasst. 

Ich stolpere über den Threadtitel, vielleicht übertrieben sprachsensibel: Die wichtigste Unterstützung für das Kind ist die Liebe der Eltern, die in der Tat bedingungslos sein sollte. Die Unterstützung des sportlichen Handelns ist ehrlicherweise durchaus an Bedingungen geknüpft, die ich für richtig und wichtig halte: Eure Hauptverantwortung liegt in der körperlichen und seelischen Gesundheit des Kindes, also kein Umfeld, das Doping tolerieren würde, unbedingt eines, das für Gewaltfreiheit einsteht und die langfristige Leistungsentwicklung in den Blick nimmt. Meiner Erfahrung nach ist dazu hilfreich, wenn Eltern und Trainer:innen zentrale Werte teilen. Darüberhinaus unterstelle ich, dass auch das Verhalten des Kindes (Fleiß, Begeisterung, Kameradschaftlichkeit) Bedingungen darstellt. 

Zu den Erwartungen möchte ich ergänzen, dass diese nicht explizit sein müssen, um die Entwicklung langfristig zu stören. Auch große Hoffnungen von Eltern, die sich nicht selten in eben dieser bedingungslosen und distanzarmen Unterstützung manifestieren, erzeugen potentiell einen erheblichen impliziten Druck und Enttäuschungspotential. 

In dem Artikel versuche ich darzulegen, dass die optimale Elternrolle in großer Nähe und Interesse am ganzen Kind bei gleichzeitiger relativer Distanz zum sportlichen Handeln besteht. Meine Befragungen von Kaderathlet:innen zum Thema führen immer wieder in Varianten auf die Formel: "auf der Tribüne sitzen und Güte ausstrahlen"

Versucht also gern, dem Kind möglichst oft die Unterstützung zu schenken, die es sich wünscht, und sprecht darüber, was es sich wünscht (wird zu selten gemacht und ist oft erhellend) Uns Trainern ist Verbindlichkeit wichtig und die Unterstützung / Rücksichtnahe bei Terminplanungen. Der Familienurlaub darf also gern mit der Jahresplanung synchronisiert werden, muss/sollte aber nicht immer ausfallen. Und wenn Omma 90 wird und findet, dass das Kind dabei sein sollte, dann ist das vielleicht wichtiger, als die eine Trainingseinheit. 

Für den sportlichen Erfolg ist nicht entscheidend, ob es nächstes Jahr der Bundeskader wird, kapriziert möglichst wenig Erwartungen darauf, denn Entwicklung erfolgt nicht linear. Erfolg hat, wer sich möglichst unabhändig von aber mit Unterstützung durch die Institutionen gut aufstellt. Wenn immer möglich, sollte das am Wohnort oder wohnortnah erfolgen. Eliteschulen des Sports gehen nicht mit besseren sportlichen Leistungen aber mit schwächeren Schulabschlüssen einher! Ein Internat ist nur geboten, wenn im Umfeld auch mit kreativen Lösungen und viel Fahrerei nichts zu machen ist.

Für konkrete Fragen stehe ich gern zur Verfügung

100% Zustimmung. 
Vielleicht noch ergänzend die Anmerkung, dass das Eltern/Kind-Verhältnis oft weniger durch das Bewusst dargestellte, sondern durch das unterbewusst Wahrgenommene geprägt ist. 
Es ist also erstmal geboten, dass auf Seiten der Eltern die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Selbstreflektion ausgeprägt wird. Können Sie überhaupt, wie du sagst, "bedingungslos lieben"?
 Sonst kann es gut vorkommen, dass trotz aller Bemühungen und guter Absichten, die Eltern eher kontraproduktive Effekte erzielen. Hier kann der Trainer, mit entsprechender Erfahrung, begleitend und aufklärend wirken, aber in den meisten Fällen ist er hier machtlos.