(14.04.2015, 10:58)La Vicu schrieb: Und wer glaubt, allein die Tatsache, dass der Mensch (im Gegensatz zum Känguru) über sich selbst und seine Bewegungsphänomen nachdenken kann, wäre Beleg genug, dass die Bewegungsgesetze für ihn nicht gelten müssen, der irrt.
Ich habe immer im Zusammenhang von Theorie und Praxis gearbeitet und sehe mich auch heute noch im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Kategorien. Es hilft einfach, Fehler zu vermeiden. Das beinhaltet allerdings eine Arbeit, die unheimlich zeitintensiv ist, aber mir z. B. unglaublichen Spaß bereitet. Viele Tatsachen kann man erst durch wissenschaftliche Tests genau recherchieren und dann in die Praxis übertragen.
Ich gebe mal ein Beispiel. Ich habe sehr oft die Trainingspläne und deren Ausführung von Sabine Braun "studiert". Sie hat oft im TL gesagt: "Was guckst du dermaßen oft auf die Ergebnisse?" Mir fiel auf, dass die Kraftsachen bei Sabine total konträr zur hiesigen Lehre eintrafen. Ich habe dann einfach umgestellt, obwohl ich damals den Grund für diese Tatsachen nicht kannte. Die Bestätigung habe ich erst viel später aus Wissenschaftsberichten herausgelesen. Es ging mir da ein Licht auf, warum ich berechtigterweise umgestellt habe, damals aber keine Ahnung hatte, warum es vonnöten war. Die anatomischen Zusammenhänge wurden mir erst mit Forschungen sozusagen "aufgetischt".
Ich bin der festen Überzeugung, dass man mit der Zeit gehen und sich diesen Fortschritten nicht verschließen sollte. Es gibt Praktiker, die hervorragend auch die Theorie kennen. Ich bin damals zu Josef Schnell, dem Erfinder der Schnellgeräte und Trainer von Rudolf Mang, nach Peutenhausen gefahren und habe mit ihm bis in die Nacht hinein diskutiert. Er war genial und als Autodidakt in Wissenschaftsbereichen sehr belesen!! Er sagte folgendes zu mir: "Wissen Sie, warum Rudof "nur" Silbermedaillengewinner geworden ist? Der Verband hat hineingepfuscht. Ich rate ihnen, sich niemals von Außenstehenden hineinreden zu lassen!" Dieses Gespräch hat mich bis heute geprägt.
Gertrud