18.09.2025, 10:58
(18.09.2025, 09:28)Stoppuhrstratege schrieb: Ich fand dazu einen Satz von Robert Farken aus der sehenswerten Doku über ihn, Lea Meyer und Till Steinforth sehr erhellend: In Deutschland gehe es seiner Meinung nach sehr oft vor allem darum, sich für die WM zu qualifizieren.
Wenn das aber das Hauptziel ist, ist es ja nur logisch, dass danach die Spannung abfällt. Manchen mag das beflügeln, um bei der WM abzuliefern, aber wenn "Dabeisein" schon das Ziel ist, geht es ja um nichts mehr. Farken sagte, er sei jetzt in einem Umfeld, in dem es darum gehe, bei der WM vorne dabei zu sein.
Passend dazu waren Aussagen von Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah in der ZDF-Doku: Sie jagten nämlich der Norm nach und waren deshalb fokussiert auf das Ziel, bei der WM dabei zu sein.
Sind natürlich erst einmal nur subjektive Eindrücke und vielleicht sind andere Aussagen nicht durch den finalen Schnitt gekommen, aber diese Kritik nehme ich immer mal wieder aus Leichtathletik-Kreisen wahr.
Das Problem ist hier aber auch, dass gerade die genannten z.B. auch erst einmal jede Mühe haben, sich überhaupt zu qualifizieren. Dementsprechend hat nicht jeder die Wahl sein Training bzw. seine Sasionplanung darauf auszurichten, bei der WM zu peaken, weil man vorher halt "all-in" gehen muss. Inwiefern sich das dann auch auf die Mentalität auswirkt und letztlich für einige mit der Quali bereits das Ziel erreicht ist, kann ich schwer bewerten. Bei manchen wirkt es jedenfalls so, bezeichnend fand ich hier vor allem das Interview mit Lisa Mayer, deren Ausscheiden im Vorlauf – wenngleich von den Vorleistungen sicher erwartbar – sowohl von Interviewerin als auch Athletin als "krönender Abschluss einer Karriere" bezeichnet wurde, was etwas gering-Ambitioniert wirkte...
Ich spanne hier aber auch mal gerne den Bogen zum nationalen Geschehen. Mit unseren Teilnehmerlimits und B-Normen "erziehen" wir auf nationaler Ebene bereits Trainingsgruppen, Trainer und Athleten dazu, dass die Qualifikation zum Höhepunkt bereits das Nadelöhr ist und man bisweilen keine andere Wahl hat, als vorher voll draufzuhauen bzw. viele Wettkämpfe zu machen, um überhaupt dabei zu sein. Dann ist es letztlich mehr Wert, im April eine Leistung erbracht zu haben und bei der DM völlig zu verkacken (man wird mit dem dabeisein belohnt), als am DM-Wochenende in Topform zu sein und vorher sinnvoll eine Saison aufgebaut zu haben. Wenn wir an der Mentalität etwas ändern wollen, sollten wir durch verbindliche Normen und keine Teilnehmerlimits auch vorleben, dass wir erwarten, dass zum Saisonhöhepunkt die beste Leistung erbracht wird und nicht vorab dies geschehen muss.