Gestern hab ich im LA-Stadion von Valencia einen Französischen Trainer kennengelernt. Ich hab am Anfang rumgestottert wie ein Abiturient. Nach 10 Minuten ging es schon viel besser. Nicht weil ich geübt hätte, sondern weil ich seit Jahrzehnten geschlossene Schubladen wiederentdeckt und geöffnet habe. Die waren aber schon da und voll, als ich 1963 nach Paris kam, um dort in die Schule zu gehen. Nach drei Monaten hab ich beim Rektor die Erlaubnis eingeholt, mich ein Jahr früher zum Baccalauréat 1° (Abitur erster Teil) zu melden. So ein Niveau erlangt man nicht durch Fleiß. Das kann nur angeboren sein. Eben Talent, noch höher: Genie. Das Leben und die Seele – das sind Mysterien. Nichts ist evident, nichts wie es scheint, nichts wie wir es gerne hätten, um es mit unserem beschränkten Intellekt begreifen zu können - in der Hoffnung, es bestimmen, verändern und beeinflussen zu können. Wir wollen nicht hilflos und machtlos sein und klammern uns an Theorien, die uns die Möglichkeit versprechen, unser Leben durch Klugheit und Mühe selbst bestimmen zu können. Und dafür blenden wir all das Wahre aus, das dagegen spricht. Das wirkliche Leben ist in Wahrheit nochmal ganz anders. Als ich mich von den Spanischen Kollegen verabschiedete, konnte ich kein Spanisch mehr weil ich nun auf Französisch dachte. Im Mai muss ich in Tenero (CH/TI) vor Sportärzten einen Vortrag halten - auf Italienisch. Wenn ich Vokabeln und Fachbegriffe bei Leo suche und finde, denke ich immer: Ach ja. Wusstickdoch... Das! ist Talent. Meine Lola möchte seit 25 Jahren Deutsch lernen und hat sich mehrfach draufgestürzt. Keine Chance, kein Talent. Nicht Hopfen noch Malz...
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)