Zitat:Icheinfachmal schrieb:Der Film "The Price Of Gold" ist bekannt? (kann man online schauen > http://vimeo.com/51345348 es geht um schwedische Spitzensportler und ganz bewusst in Kauf genommene Verletzungen durch den Leistungssport ) Dort gibt es eine Übung (ab Minute 17), in der hängt S. Kallur in einem Bauchgeschirr auf einem Laufband um die Geschwindigkeit stetig, auf eine über der ihr "normal" möglichen zu erhöhen. (hier über 40 km/h)
Du meinst also, dass, wenn man durch externe Hilfen (Bergab oder die sehr kurze Belastungsdauer bei den Ins) eine schnellere Frequenz (ohne Verringerung der Schrittlänge) erreicht und dadurch besagte motorische Barrieren bricht? Das klingt interessant und verfolgt einen Ansatz, der Schnellkraft übersteigt und autogene Hemmungen mitberücksichtigt. In diesem Zusammenhang habe ich mal von einem amerikanischen Sprinter gehört, der aus diesem Grund Übergeschwindigkeitsläufe mit Zugseil am Bauch gemacht hat. Seine wirre Erklärung dazu verstehe ich erst jetzt.
Hintergrund ist natürlich genau das Prinzip des "Trainings des motorischen Gedächtnisses" auf kürzeste Bodenkontaktzeiten und den damit erzwungenen Bewegungsgeschwindigkeiten - im Großen und Ganzen geht es aber im Film vor allem um die Konsequenzen dieser Art von Training.
Auch Carolina Klüft wird bei Bergläufen gezeigt (ab Minute 10) bei denen nicht nur recht steil bergauf gelaufen wird, sondern bei denen auch durch die schnellen Intervalle und Häufigkeit bewusst eine Laktoseverträglichkeit antrainiert werden soll - zum einen wird das am Ende SEHR schmerzhaft (fühlt sich an wie ein Krampf in der GESAMTEN Beinmuskulatur, wie ich bestätigen kann…), zum anderen sind die Muskeln, aber auch das System extrem anfällig für Verletzungen, Infekte etc. Man geht hier bewusst in die Bereiche, die der Körper eigentlich für "Notfälle" bereithält, Panik oder Fluchtreaktionen etwa…
Kurz, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten zu trainieren und Reize zu setzen, die "schnell wirken", dabei wurde aber auch schon viel "Murks" gemacht und die meisten Verletzungen sind genau hierauf zurückzuführen. Meiner Einschätzung nach braucht der menschliche Organismus einfach Zeit um sich anzupassen, viel mehr Zeit als einem Spitzensportler in seiner besten Zeit zur Verfügung steht, weswegen einige Trainer (aber auch Ahtleten!) zu Methoden greifen die effektiv sind, aber eigentlich eher als "schleichende Körperverletzung" gelten sollten. (Ein Leben nach der Karriere wird völlig ausgeblendet, als gälte das Training nur für den Moment, maximal bis zum Wettkampfhöhepunkt.)
Worauf ich hinaus will - ein Trainer, besonders aber ein Athlet ist gut beraten genau in den Körper hineinzuhören und insbesondere die feinen Reaktionen zu registrieren. Nicht nur Bodenkontaktzeiten messen, sondern auch auftretende Schmerzen schon im Ansatz mit "einzubeziehen" (= zu reagieren). Ich kenne genug Kollegen, die bei Schmerzen Pillen einwarfen, statt das Konzept / die Ausführung zu überdenken (Experimente am lebenden Objekt… ). Niemand überprüft bisher die Gesundheit der ehemaligen Spitzensportler mit 40 und oder 50 Jahren um eventuelle Rückschlüsse auf ein bestimmtes Training zu ziehen, aber jedes Training hat neben den gewünschten Spezifika eben auch potentielle Nebenwirkungen.
Insofern begrüße ich immer einen mündigen Athleten, der die "Experimente am eigenen Körper" - nichts anderes ist Hochleistungstraining - kritisch, am besten wissend, begleitet. Um icheinfachmal mache ich mir also weniger Gedanken . Die Frage des Thread-Titels impliziert, es gäbe eine Lösung für ein / dieses Paradoxon (Oxymoron?), meist zeigt sich aber bei Paradoxien später, dass einfach unsere Kenntnisse noch unzureichend waren. Konsequenzen aus einer Unkenntnis ziehen? Doch wohl vor allem der Ansatz, genauer zu verstehen…