01.05.2015, 11:25
(01.05.2015, 11:05)La Vicu schrieb: In der Neurobiologie und der vergleichenden Verhaltenspsychologie (Ethologie) wird die Meinung vertreten, dass die Koordinationsprogramme für die Lokomotion genetisch angelegt sind und während der Individualentwicklung von selbst reifen. Das heißt für den Menschen: entweder besitzt man das neuronale Programm für einen perfekten Sprint oder nicht.
Es gibt keine überlegene Naturwissenschaft. Wenn sich zwei Naturwissenschaften widersprechen, dann liegt das nicht an den Wissenschaften, sondern daran, dass man sie falsch interpretiert. Wenn ein Neurobiologe und ein Ethologe sagen, dass es angeborene Faktoren für lokomorotische Bewegungen gibt, dann wird dem auch ein Sportwissenschaftler nicht widersprechen, weil alle dieselbe Naturwissenschaft zur Grundlage haben, nicht wahr? Demnach sind alle Naturwissenschaften, z.B. Neurobiologie, Medizin und Trainingswissenschaft auch grundsätzlich vereinbar.
Zitat:Sprinten lernt (besser: optimiert) man nur durch Sprinten! (verändert nach Busemann)
Busemann meinte sicher, dass ein Sprinttechniktraining Technikläufe enthalten muss (Sprinten durch Sprinten lernen) und die Technik weder ausschließlich über ein Krafttraining noch durch Lauf-ABC erlernt werden kann und stimmt damit mit Pfaff und Seagrave überein. Das heißt aber nicht, das Krafttraining und Drills die Technik nicht beeinflussen können.
Das gehört aber nicht in diesen Thread und ich schlage vor, einen neuen Thread zu eröffnen, in dem wir über die Frage diskutieren, inwiefern wir die Bewegungsmuster des Sprints beeinflussen können. Auch hier handelt es sich um ein Sprintthema, das unter der Oberfläche Überraschungen parat hat.
Zitat:Als Konsequenzen scheint sich daraus für ein Sprinttraining zu ergeben:
- Sprinten optimieren durch Sprinten, um die angeborenen Grundmuster „schnellstes Laufen“ an die jeweils sich ändernden Bedingungen anzupassen.
- Muskelkrafttraining, um Defizite zu beheben, aber durch Übungen, die keine ähnlichen Innervationsmuster verlangen wie der Sprint, um eine Verfälschung der Sprintkoordination zu vermeiden; denn je mehr sich zwei neuronale Programme ähneln, je eher scheint die Gefahr gegeben, dass sich diese gegenseitig beeinflussen.
- Fasertypcharakteristik erhalten bzw. nach Krafttraining mit der damit verbundenen Linkstransformation wieder beheben.
All diese Themen sind es wert, differenzierter diskutiert zu werden.