Noch einmal zur Klarstellung: Wolfgang Kühne und ich sind in vielen Mehrkampfvorstellungen vollkommen anderer Meinung, vor allem auch in der Herangehensweise bei jungen Mehrkämpferinnen, wie mir nach Betrachtung einiger Videos und Bilder von Lucie Kienast auffiel. Wir könnten bei den unterschiedlichen Vorstellungen nicht miteinander kooperieren. Trotzdem grüßen wir uns freundlich und können uns auch menschlich wahrscheinlich gut verstehen. Es handelt sich hier um zwei Paar unterschiedliche Schuhe. Man kann trotzdem respektvoll miteinander umgehen. Wir haben das Recht, zwei völlig unterschiedliche Wege im Mehrkampf zu gehen. Ich nehme immer die Verletzungsstatistik als einen Maßstab für Trainingsqualität. Ich habe das Recht, mich entsprechend abzugrenzen und das auch öffentlich zu vertreten und zu diskutieren. Meine "Follower" denken ähnlich.
Wir befinden uns eben auf einer ganz anderen Schiene. Es führen viele Wege nach Rom, was ich auch akzeptiere, aber vielfach nicht toleriere und gutheiße.
So – und nun zu den Details:

So – und nun zu den Details:
- Ich gehe überhaupt und bei jungen, sehr großen Athletinnen nicht über Kraftübungen aus dem Gewichthebelager. Ich habe vollkommen andere Krafttrainingsansätze. Sabine hätte ein solches gewichtheberisches Krafttraining nicht ein Jahr überstanden. Bei Lucie Kienast stehen anscheinend die Gewichtshebeübungen Reißen und beidbeinige Kniebeugen im Programm. Sie würde bei mir aus Gründen der Ansteuerung und der Strukturprotektion diese Übungen nicht trainieren. Ihre Statik wird dadurch aus meiner Sicht an den Schlüsselpositionen nicht annährend unterstützt. Ich gehe da mehr von der funktionellen und feinhistologischen Seite heran. Ich benutze andere Übungen für die Knorpelernährung über den gesamten ROM. Die funktionelle punktuelle Betrachtung im Detail wird also extra noch dazu geschult. Die Disziplinbetrachtung spielt bei der Übungsauswahl ebenfalls eine sehr große Rolle. Dazu müssen aber die technischen Details sehr präzise sein, um punktgenau unterstützt zu werden. Ich habe diesen Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit mit Hansjörg Holzamer vollzogen.
- Unser Team vor Ort hat allergrößten Wert auf die präzise Technik gelegt. Sabine hatte ein hohes koordinatives Potential, das wir sehr in maßgeschneiderten Detailübungen unterstützt haben. Natürlich war auch die Leistung im Endeffekt wichtig; aber wir sind nicht über orthopädische Unzulänglichkeiten gegangen. Die Technik kann aber nicht funktionieren, wenn funktionelle grobe Fehler bestehen. Wenn z.B. im Weitsprung eine gravierende Verletzung entsteht, kann der Fehler auch schon vorher in einer Phase passiert sein. In der Hinsicht habe ich eine Menge durch Hansjörg Holzamer gelernt.
- Bei jungen, vor allem sehr großen Athletinnen habe ich nie vorrangig Wert auf die Leistung gelegt. Mir waren Gesundheiterhaltung und Gesundheitsunterstützung immer sehr wichtig. In der Hinsicht herrschte Einmütigkeit im Team Braun vor Ort. Ich war dafür als Headcoch verantwortlich. Die Statistiken in der Hinsicht im DLV sind mir einfach in Richtung Verletzungsanzahl und -vielfalt zu hoch. Ich werde das auch nicht mehr monieren, weil eben die allgemeine Vorstellung „Wer gewinnt, hat recht!“ vorherrscht.