(21.09.2014, 14:37)Pollux schrieb: Ich muss nicht wissen, was sich der Typ gedacht hat, als er sich hat korrumpieren lassen. Vielleicht wusste ja sein Gewissen über seine Beweggründe (gemäß deiner exklusiven Definition) besser Bescheid, als er selbst es tat. Hat es ihm aber dummerweise nicht erzählt! Oder ihm den falschen Rat gegeben. Also klage man das Gewissen und nicht den Herrn D. an! Auch ne schöne Lösung.Klingt vernünftiger, aber Du scheinst den Gewissensbegriff sehr eng als rein moralische Kategorie verstehen zu wollen. Das reicht mir nicht, aber bitte sehr.
Ich aber muss nur wissen, dass die Frage angemessener „Steuerungsgrundsätze“, wie sie Gertrud HIER präsentiert hat, nicht genuin auf eine moralische Kategorie verweist. (Womit nicht das Geringste gegen das Gewissen und die Moral gesagt sein soll) Ob der Athlet in jedem Fall der eigenen Stimme des „Gewissens“ – oder dem Rat des Trainers folgen SOLL, ist eine Frage vernünftiger Erwägung. Allenfalls dem Gebot vernünftiger Selbstbestimmung geschuldet. Das aber WOLLEN Athleten normalerweise. Nicht aus einen guten Gewissen heraus. Sondern weil sie nicht blöd, sondern aufgeklärt und mündig sind. Und einen ebensolchen Trainer als Berater haben. (So wie Frau Schäfer und Herr MZ, schätze ich mal) Im anderen Fall ist eh Hopfen und Malz verloren.
Nicht jeder, also auch nicht jeder Athlet ist sich seines Gewissens voll bewusst und vergewissert, es bleibt meistens -vor allem bei Jüngeren- eine Sphäre des undefinierten unguten Gefühls, der unreflektierten Ablehnung oder des Nichtverbalisieren-Könnes oder -Wollens.
Deine vernünftigen Erwägungen kluger, aufgeklärter, mündiger Athleten bleibt somit oft nur ein Ideal, wird nicht zur Praxis.
Gewissen geht auch über den Verstand hinaus, das sollte man respektieren.
Und völlig zu Recht wird Abgordneten bei bestimmten Fragestellungen eine Gewissensentscheidung eingeräumt.
In der Sphäre muss sich niemand intersubjektiv nachvollziehbar entschuldigen oder legitimieren.
Deine hehren Ansprüche und Ideale sind auch meine, aber diese schnöde Welt=Wirklichkeit ist imperfekt, ignorant und böse.
Und das Gewissen muss sich sowohl mit dem Ideal wie auch genauso mit der Realität, dem Machbaren ins Reine bringen.
Wenn ich Diem richtig verstanden habe, meint er genau das.