12.09.2023, 14:49
(12.09.2023, 14:21)Reichtathletik schrieb:Das kannst Du mal ruhig den Vereinen erzälen, die seit Jahren nach Trainern oder wenigstens Übungsleitern suchen.(12.09.2023, 14:09)Jakob94 schrieb:Ich würde mal die Gegenthese in den Raum werfen, dass Trainer mit Wissen des RTP die Drop-out-Quote deutlich senken würden. Und ich verstehe nachwievor das problem nicht. Der RTP Grundlagentraining hat grob 350 Seiten - überwiegend übrigens recht groß gedruckt. Wie kann man keine Zeit haben den mal an 2-3 Wochenenden zu lesen? Also ganz ehrlich, wer die Zeit nicht hat, der kann nicht ernsthaft Zeit haben, mehrfach die Woche unqualifiziertes Training zu geben.(12.09.2023, 09:25)Reichtathletik schrieb:Klar, in der Bubble derer, die Leichtathletik leben, ist das alles selbstverständlich und kein Ding. Und wenn ich das Ganze nicht ehrenamtlich sondern Vollzeit machen würde, wäre das sicherlich das Erste, was ich machen würde. Das ist aber leider nicht der Fall - wie wahrscheinlich im Bereich U14/U16 in 95% der Fälle.(12.09.2023, 08:52)Jakob94 schrieb: Bei uns im Kreis haben wir folgende Situation: Kinderleichtathletik bis in die U12 wird in einer Handvoll Vereinen betrieben, bei den Wettkämpfen sind regelmäßig ca. 10 Mannschaften je Altersklasse am Start.Ich höre sowas öfter, allein mir fehlt der Glaube. Nicht der Glaube daran, dass Leute das wirklich (für sich) glauben (sehr viel Glaube gerade), sondern daran, dass es tatsächlich zutrifft. Die "Ansprüche" sind ja nicht primär zeitlicher Natur, sondern fachlicher Natur. Eine U16 trainiert je nach Anspruch 2-5x die Wiche würde ich mal behaupten. Was ich nicht unbedingt als ein Problem identifiziere und auch selten höre ist es, die Anzahl der Trainingstage zu gewährleisten (es sei denn, es mangelt an Sportstätten, was noch einmal ein anderes Thema ist), sondern die Qualität der einzelnen Trainingstage. Der zeitliche Mehraufwand dafür, sich zu überlegen, welche Inhalte ich sinnvoll im Jahresverlauf mache und insbesondere, was ich vermitteln muss, um in der U18 und U20 die entsprechenden Grundlagen (deshalb heißt es ja Grundlagentraining) zu haben, ist doch überschaubar. Es ist doch auch normal, dass wenn ich merke Athlet XY hat z.B. Schwierigkeiten mit dem Startblock, dass mich der Gedanke "wie kann ich ihm helfen" ohnehin weiter nach Hause begleitet und nicht am Sportplatz auf einmal verfliegt.
Ab der U14 werden Kreismeisterschaften nicht mal mehr angeboten, weil es nur noch ein Bruchteil der Kinder aus der KiLa weitermacht.
In meinen Augen liegt das auch daran, dass viele TrainerInnen schlicht nicht die Zeit haben, den Ansprüchen, die die Leichtathletik an sie stellt, gerecht zu werden. Natürlich kann man jetzt sagen, dass es dann besser so ist, als wenn die mit begrenztem Wissen eine U16 trainieren. Man könnte aber auch umgekehrt argumentieren, dass diese Kinder der Leichtathletik für immer verloren sind und da doch ein Basic-Training, hinter dem kein großes Konzept steckt und das keine Spitzenleistungen produziert, die bessere Option wäre. Vielleicht ergibt sich daraus auch der Weg in andere leistungsstärkere Gruppen mit besser ausgebildeten Trainern.
Rahmentrainingspläne muss man ja auch nicht jedes Jahr neu erfinden, das ist ja das schöne an Rahmentrainingsplänen. Sie sind dann sogar eine Zeitersparnis, weil ich beim Planen des Trainings nicht jedes Mal von Null anfangen muss. Insofern ist z.B. das Lesen des RTP Grundlagentraining und/oder die C-Trainer-Ausbildung und gelegentliche Fortbildungen womöglich mittelfristig eher eine Zeitersparnis für die Trainer. Gleiches gilt dafür, einmal im Monat leichtathletiktraining zu lesen. Da haben Trainer dann oft sogar direkt eine fertig ausgearbeitete Stunde pro Heft drin im GLT und können noch was zu den Notwendigkeiten für Erwachsene lesen.
Wenn du beschreibst, dass ihr im Verein Schwierigkeiten habt, qualifizierte Coaches für U16 oder U14 zu finden, warum kommt ihr denen nicht entgegen? Warum verfasst ihr nicht gemeinsam Rahmentrainingspläne für den verein, haltet fest, was in U14, U16, etc vermittelt werden muss. Woran erkenne ich ein Lauf- ein Sprung- ein Wurf-Talent und welche Konsequenzen hat das für das Training mit ihm, sprich, was muss er dann zusätzlich zum allegmeinen "lernen"? So einen Überblick könnt ihr dann neuen Trainern stets (ggf mit Literaturtipps für mehr Infos) an die Hand geben und dann ist ihnen vielleicht auch schon sehr geholfen – und vor allen auch den Kids.
Und da müssen wir uns doch fragen, wie wir es schaffen können, dass der Drop-Out geringer wird und erstmal die Gesamtmasse an AthletInnen größer. Natürlich ist ein RTP ein gutes Hilfsmittel und natürlich wäre es wünschenswert, wenn der von Jeder und Jedem genutzt würde.
Aber - und das ist mein wesentlicher Punkt - am Ende lieber ein Training mit gewissen Qualitätseinbußen als gar kein Training. Für die vielen Kids, die vor allem aus Spaß an der Bewegung da sind, ist es egal (solange kein völliger Blödsinn gemacht wird und die sich verletzen) und für die Kids, die vielleicht das Potenzial haben, mal eine DM-Quali zu erreichen, ist es allemal besser als nichts und vielleicht ein Sprungbrett zu einem anderen Verein, in dem professioneller gearbeitet wird.