25.09.2023, 15:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.09.2023, 15:23 von Stelvio2017.)
Kritische Anmerkungen zur MK-Saison 2023
+++ Teil I: Die Meetings und ihre Kategorisierung durch WA +++
Die WA hat für die Weltranglisten-/Road-Berechnungen ja ein nach Bonuspunkten gestuftes System entwickelt, das gerade beim MK (auch infolge der reduzierten TN-Möglichkeiten bei Majors: 12 indoor/24 outdoor) ganz augenscheinlich noch nicht ausgereift ist. Ein Hauptkritikpunkt ist die nicht leistungs-adäquate Abbildung in der Kategorieeinstufung der jeweiligen Meetings.
Mit dem "Competition Performance Ranking" Competition Performance Rankings (worldathletics.org) bietet die WA allerdings auch gleich ein passendes Tool, um zu sehen, wo Ungerechtigkeiten bestehen. Und zumindest bei der WA-CE-Tour (sog. "Challenge") kann sie dann eigentlich schnell Adjustierungen vornehmen.
Der Blick auf die gerade upgedatete 2023er Liste ergibt folgende Momentaufnahme:
- Götzis23 ist direkt nach der Budapest WM (die erstmalig >8750 für eine Medaille erforderte) das klar beste Meeting und die "GL"-Einstufung gerechtfertigt (eigentlich wäre sogar eine Höherstufung berechtigt)
- die HallenEM23 (Cat A) hat aufgrund der Penthatlon-WR von Thiam/Sulek außergewöhnlich gut abgeschnitten
- Ratingen23 ("A") hat mit Rang5 und 9715 besser abgeschnitten als Talence22 und 23 ("GL"). Eigentlich stünde hier eine Korrektur an.
- Die "A"-Meetings von Desenzano und Bydgoszcz liegen deutlich zurück. Zudem war bei beiden die Zuschauerresonanz eher dürftig. Das Meeting in Arona war nicht Teil der Tour, soll aber 2024 laut Kalender World Athletics Combined Events Tour | World Athletics am 11./12.Mai wieder zurückkehren.
- der Thorpe-Cup ("F") auf Platz 16 liegt - wie gewohnt - sogar noch vor den mit GL eingestuften Kontinentalmeisterschaften von Asien und Südamerika. Hier wäre eine Höherstufung auf "B" analog zu diversen Regionalmeisterschaften (z.B. Balkanspiele etc.) dringend angebracht. Könnte der DLV doch mal gemeinsam mit den Amis probieren. Die sind eh gebeutelt, da die Trials ("B") und die NCAA-Meets ("F" außer Champs "B") auch noch unterbewertet sind.
Grundsätzlich leidet das System aber vor allem an der Überbewertung der Majors. Dies und die kleinen Felder erschweren insbesondere Newcomern und Rekonvaleszenten den Weg zu den Großereignissen.
+++Teil II: Die Challenge +++
Eigentlich von der Idee her ein guter Anreiz, die WA-CE-Tour attraktiv zu machen. Aber mit der Einbeziehung der Indoor-Veranstaltungen und der daraus notwendigen Umrechnung in "Result-Scores" wird es bereits umständlich. Dann das Durcheinander mit der Einbeziehung max. eines (warum nur eins?) Major-Ergebnisses wird es regelrecht unverständlich.
Aktuelle Liste:World Athletics Combined Events Tour | World Athletics
Immerhin können sich dieses Jahr aus dt. Sicht einige AuA freuen:
- Eitel wird 4. (noch von Victor überholt)
- Nowak als 7. bekommt noch 6000$ als "Trost"preis für eine verkorkste Saison
- Weißenberg fällt durch ihre gestrige Verletzung noch hinter Oosterwegel auf den 2. Rang zurück. Aber die 20.000$ dafür sind schon sehr ansehnlich. Leider bekommt sie so keine Wildcard für die HallenWM24.
- und man glaubt es kaum, aber auch Grimm bekommt als 7. noch Preisgeld in einem Jahr, das von der Vorjahresverletzung überschattet war.
- Frage mich nur, warum Schäfer (nur 2 Erg.) nicht auch noch Talence angesteuert hat? Die hätte klar top3-Potenzial in der Wertung gehabt und gute Punkte für die Road to Paris sammeln können. Aber bei ihr verstehe ich ohnehin einiges nicht mehr so richtig.
+++ Teil III: 10Kampf+++
- 9 dt. Zehnkämpfer schaffen in 2023 die 8k!!! Und das, obwohl noch 2 sichere Kandidaten (Bechmann/Diakité) in 2023 verletzt ausgefallen sind. Und mit Neugebauer und Kaul in der Spitze gibt es gleich zwei Medaillenkandidaten. Die Breite im MK ist wirklich erfreulich.
Decathlon - men - senior - outdoor - 2023 (worldathletics.org)
- Hierzu trägt nicht zuletzt auch die NCAA bei: mit Neugebauer und Wolter sind 2 in den Top4. Und mit Steinforth steht ein weiterer Kandidat vor dem großen Durchbruch?
- In der U20 wartet der Jahrgang 2005 u.a. mit Gräber (8209) und Schulze (7696), die bei der U20EM ihr großes Potenzial erneut angedeutet haben, auf die Zeit nach den OG. Für einige der Arrivierten, wie Kazmirek oder Nowak, dürfte spätestens dann die Zeit des Abschieds näherrücken.
- Konzeptionell bemerkenswert sind die Erfolge, die das "Campus"-Projekt in Nauen 2023 verbuchen konnte.
- Die Verletztenstatistik im dt. 10Kampf sah schon mal schlimmer aus. Am heftigsten hat es Bechmann erwischt. Ob er nach Achillessehnenriss noch einmal an frühere Erfolge anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Wie sich z.B. aktuell bei Ellenwood, VdP und Pittomvils zeigt, ist der Weg zurück nach einer derartigen Verletzung langwierig und schwierig.
+++Teil IV: 7Kampf+++
- 2023 wenig Neues bei den Frauen. 3 über 6000. Keine unmittelbaren Medaillenchancen. Kommen entweder aus Verletzung zurück oder scheinen angeschlagen. Bei Schäfer zusätzlich noch Wechsel des Trainingskonzepts/-umfeldes.
- aus den Jahrgängen 2003-5 rücken einige Nachwuchskräfte den 6000 näher. Für die OG24 noch zu früh. Ob die aus einer Verletzung zurückkehrende Kienast schon fit genug für Paris ist, bleibt abzuwarten. Für Rom24 könnte das schon eher passen. Gleiches gilt für Sprengel.
- Zumindest Weißenberg (Budapest) und Schäfer (Ratingen) haben bereits ein solides Ergebnis für die Road stehen und sollten sich 2024 die Olympiaquali ziemlich sicher holen.
+++Teil V: Sonstiges+++
Nicht so richtig glücklich bin ich mit der Öffentlichkeitsarbeit des DLV. Nominierungen werden - wenn überhaupt - viel zu spät veröffentlicht. Nominierungstermine harmonieren nicht mit den internationalen Qualifikationsfristen. Und die Kommunikation der BT mit einigen Athleten hinkte sichtlich auch. Beispiel: die unglückliche Nichtberücksichtigung einer Nachrückerin für die Hallen-EM (w. des Passus der Abstimmung der Pläne mit dem Chef-BT). Das alles könnte man leicht besser machen. Es erweckt zudem unnötigerweise den Eindruck der Kungelei.
Dazu gehört auch, dass die Nominierungsrichtlinien 2024 frühzeitig kommuniziert werden und künftig internationale Wettkampfchancen effizienter zugeteilt/abgestimmt werden.
Aufgrund der knappen finanziellen Sponsorengelder könnte zudem für den DLV/ Ratingen auch ein Blick auf die Marketing-Konzepte von Götzis und Talence ganz lehrreich sein (u.a. der Webpage-Auftritt ist verbesserungsfähig). Immerhin ist der 24er Termin frühzeitig veröffentlicht und angesichts der Terminkonkurrenz eigentlich auch gut gelegen.
+++ Teil I: Die Meetings und ihre Kategorisierung durch WA +++
Die WA hat für die Weltranglisten-/Road-Berechnungen ja ein nach Bonuspunkten gestuftes System entwickelt, das gerade beim MK (auch infolge der reduzierten TN-Möglichkeiten bei Majors: 12 indoor/24 outdoor) ganz augenscheinlich noch nicht ausgereift ist. Ein Hauptkritikpunkt ist die nicht leistungs-adäquate Abbildung in der Kategorieeinstufung der jeweiligen Meetings.
Mit dem "Competition Performance Ranking" Competition Performance Rankings (worldathletics.org) bietet die WA allerdings auch gleich ein passendes Tool, um zu sehen, wo Ungerechtigkeiten bestehen. Und zumindest bei der WA-CE-Tour (sog. "Challenge") kann sie dann eigentlich schnell Adjustierungen vornehmen.
Der Blick auf die gerade upgedatete 2023er Liste ergibt folgende Momentaufnahme:
- Götzis23 ist direkt nach der Budapest WM (die erstmalig >8750 für eine Medaille erforderte) das klar beste Meeting und die "GL"-Einstufung gerechtfertigt (eigentlich wäre sogar eine Höherstufung berechtigt)
- die HallenEM23 (Cat A) hat aufgrund der Penthatlon-WR von Thiam/Sulek außergewöhnlich gut abgeschnitten
- Ratingen23 ("A") hat mit Rang5 und 9715 besser abgeschnitten als Talence22 und 23 ("GL"). Eigentlich stünde hier eine Korrektur an.
- Die "A"-Meetings von Desenzano und Bydgoszcz liegen deutlich zurück. Zudem war bei beiden die Zuschauerresonanz eher dürftig. Das Meeting in Arona war nicht Teil der Tour, soll aber 2024 laut Kalender World Athletics Combined Events Tour | World Athletics am 11./12.Mai wieder zurückkehren.
- der Thorpe-Cup ("F") auf Platz 16 liegt - wie gewohnt - sogar noch vor den mit GL eingestuften Kontinentalmeisterschaften von Asien und Südamerika. Hier wäre eine Höherstufung auf "B" analog zu diversen Regionalmeisterschaften (z.B. Balkanspiele etc.) dringend angebracht. Könnte der DLV doch mal gemeinsam mit den Amis probieren. Die sind eh gebeutelt, da die Trials ("B") und die NCAA-Meets ("F" außer Champs "B") auch noch unterbewertet sind.
Grundsätzlich leidet das System aber vor allem an der Überbewertung der Majors. Dies und die kleinen Felder erschweren insbesondere Newcomern und Rekonvaleszenten den Weg zu den Großereignissen.
+++Teil II: Die Challenge +++
Eigentlich von der Idee her ein guter Anreiz, die WA-CE-Tour attraktiv zu machen. Aber mit der Einbeziehung der Indoor-Veranstaltungen und der daraus notwendigen Umrechnung in "Result-Scores" wird es bereits umständlich. Dann das Durcheinander mit der Einbeziehung max. eines (warum nur eins?) Major-Ergebnisses wird es regelrecht unverständlich.
Aktuelle Liste:World Athletics Combined Events Tour | World Athletics
Immerhin können sich dieses Jahr aus dt. Sicht einige AuA freuen:
- Eitel wird 4. (noch von Victor überholt)
- Nowak als 7. bekommt noch 6000$ als "Trost"preis für eine verkorkste Saison
- Weißenberg fällt durch ihre gestrige Verletzung noch hinter Oosterwegel auf den 2. Rang zurück. Aber die 20.000$ dafür sind schon sehr ansehnlich. Leider bekommt sie so keine Wildcard für die HallenWM24.
- und man glaubt es kaum, aber auch Grimm bekommt als 7. noch Preisgeld in einem Jahr, das von der Vorjahresverletzung überschattet war.
- Frage mich nur, warum Schäfer (nur 2 Erg.) nicht auch noch Talence angesteuert hat? Die hätte klar top3-Potenzial in der Wertung gehabt und gute Punkte für die Road to Paris sammeln können. Aber bei ihr verstehe ich ohnehin einiges nicht mehr so richtig.
+++ Teil III: 10Kampf+++
- 9 dt. Zehnkämpfer schaffen in 2023 die 8k!!! Und das, obwohl noch 2 sichere Kandidaten (Bechmann/Diakité) in 2023 verletzt ausgefallen sind. Und mit Neugebauer und Kaul in der Spitze gibt es gleich zwei Medaillenkandidaten. Die Breite im MK ist wirklich erfreulich.
Decathlon - men - senior - outdoor - 2023 (worldathletics.org)
- Hierzu trägt nicht zuletzt auch die NCAA bei: mit Neugebauer und Wolter sind 2 in den Top4. Und mit Steinforth steht ein weiterer Kandidat vor dem großen Durchbruch?
- In der U20 wartet der Jahrgang 2005 u.a. mit Gräber (8209) und Schulze (7696), die bei der U20EM ihr großes Potenzial erneut angedeutet haben, auf die Zeit nach den OG. Für einige der Arrivierten, wie Kazmirek oder Nowak, dürfte spätestens dann die Zeit des Abschieds näherrücken.
- Konzeptionell bemerkenswert sind die Erfolge, die das "Campus"-Projekt in Nauen 2023 verbuchen konnte.
- Die Verletztenstatistik im dt. 10Kampf sah schon mal schlimmer aus. Am heftigsten hat es Bechmann erwischt. Ob er nach Achillessehnenriss noch einmal an frühere Erfolge anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Wie sich z.B. aktuell bei Ellenwood, VdP und Pittomvils zeigt, ist der Weg zurück nach einer derartigen Verletzung langwierig und schwierig.
+++Teil IV: 7Kampf+++
- 2023 wenig Neues bei den Frauen. 3 über 6000. Keine unmittelbaren Medaillenchancen. Kommen entweder aus Verletzung zurück oder scheinen angeschlagen. Bei Schäfer zusätzlich noch Wechsel des Trainingskonzepts/-umfeldes.
- aus den Jahrgängen 2003-5 rücken einige Nachwuchskräfte den 6000 näher. Für die OG24 noch zu früh. Ob die aus einer Verletzung zurückkehrende Kienast schon fit genug für Paris ist, bleibt abzuwarten. Für Rom24 könnte das schon eher passen. Gleiches gilt für Sprengel.
- Zumindest Weißenberg (Budapest) und Schäfer (Ratingen) haben bereits ein solides Ergebnis für die Road stehen und sollten sich 2024 die Olympiaquali ziemlich sicher holen.
+++Teil V: Sonstiges+++
Nicht so richtig glücklich bin ich mit der Öffentlichkeitsarbeit des DLV. Nominierungen werden - wenn überhaupt - viel zu spät veröffentlicht. Nominierungstermine harmonieren nicht mit den internationalen Qualifikationsfristen. Und die Kommunikation der BT mit einigen Athleten hinkte sichtlich auch. Beispiel: die unglückliche Nichtberücksichtigung einer Nachrückerin für die Hallen-EM (w. des Passus der Abstimmung der Pläne mit dem Chef-BT). Das alles könnte man leicht besser machen. Es erweckt zudem unnötigerweise den Eindruck der Kungelei.
Dazu gehört auch, dass die Nominierungsrichtlinien 2024 frühzeitig kommuniziert werden und künftig internationale Wettkampfchancen effizienter zugeteilt/abgestimmt werden.
Aufgrund der knappen finanziellen Sponsorengelder könnte zudem für den DLV/ Ratingen auch ein Blick auf die Marketing-Konzepte von Götzis und Talence ganz lehrreich sein (u.a. der Webpage-Auftritt ist verbesserungsfähig). Immerhin ist der 24er Termin frühzeitig veröffentlicht und angesichts der Terminkonkurrenz eigentlich auch gut gelegen.