31.07.2025, 09:22
(31.07.2025, 09:06)Chirurg schrieb: Ein "Polytrauma" muss nicht gleich als Ursache vorliegen bzw. habe ich während meiner Schockraum-Zeit noch keine Achillessehnenruptur gesehen, da stehen andere (Organ-/Hirn-)Verletzungen/Frakturen im Vordergrund. Aber selbstverständlich bestehen fast immer degenerative Vorschäden bei einer Achillessehnenruptur. Das ist auch der Grund, warum man als Operateur eine kleine Probe der Achillessehne aus der Rupturzone zur histopathologischen Untersuchung mit der Fragestellung nach degenerativen (vorbestehenden) Veränderungen schickt. Ein Leistungssportler ist im Rahmen seiner Berufsausübung "Sport" über die Berufsgenossenschaft (BG) versichert und könnte dementsprechend sagen: Sturz über die Hürde = traumatisches Ereignis; die BG wird diesen Fall aber aufgrund des histopathologischen Befundes mit degenerativen Veränderungen ablehnen und der Fall wird über die reguläre Krankenversicherung weiter abgewickelt. Das in dem Fall zudem erkennbar war, dass das Problem schon vor der Hürde entstanden ist, kann man nur sagen, weil es ein Streaming gab - so etwas hat die BG zur Beurteilung zu >99% sonst nicht vorliegen. Bildmorphologisch (also im MRT sichtbare) degenerative Veränderungen an der Achillessehne müssen nicht immer unbedingt schmerzhaft sein - die Schmerzen entstehen sekundär z.B. durch Reaktionen im Bereich des Sehnengleitgewebes oder z.B. bei einer zusätzlich vorliegenden Haglund-Exostose am Fersenbein in der Zone zwischen dem Knochen und der Achillessehne bei Persistenz der (Über-)Belastung oder aus noch ganz anderen möglichen Gründen. Dann kann es aber auch wieder Zeiten geben, wo nur wenig oder kein Schmerz empfunden wird. Ganz abgesehen davon, ist Schmerz selbstverständlich eine subjektive Angabe und nicht objektiv messbar - dementsprechend wird die Ausprägung anders wahrgenommen. Ich finde es gut, dass Diakité sein MRT-Bild gepostet hat und wie ich geschrieben hatte, sehe ich radiologische Auffälligkeiten, die auf ein chronisches Geschehen schließen lassen. Damit möchte ich es aber belassen und auf keinen Fall den Athleten an die Wand nageln in der Form "Selber schuld mit so einem Befund & Schmerzen anzutreten, ein Achillessehnenriss war doch die logische Folge", denn das kann man nicht in dieser Form sagen. Sein MRT-Bild der LWS mit dem Bandscheibenvorfall hat er mittlerweile gelöscht, der war auf Höhe L5/S1 - diese Höhe ist auch wichtig in der Gesamtbeurteilung. Wenn er mein Neffe wäre, dann hätte ich ihm geraten nach der letztjährigen Bandscheiben-OP mit dem Leistungssport Zehnkampf aufzuhören - aber das kann selbstverständlich jeder Athlet nur für sich selber entscheiden und er ist einen anderen Weg gegangen. Wie ich schon einmal in einem anderen Posting geschrieben habe, das Zusammenspiel Athlet-Trainer-Physiotherapeut-Arzt muss funktionieren - und bei Diakité habe ich nur persönliche Infos zum fachlich-kompetenten Physiotherapeuten, es hakt also an anderer Stelle. Das Beispiel mit Olympia passt gut zum letzten Jahr mit Weißenberg, da wurde definitiv über diesen sinnvollen Punkt gegangen - da waren Probleme schon vorher und erst recht bei der EM in Rom manifest vorhanden. Wer jemand aus dem medizinischen Betreuer-Team kennt, wird sich da bestätigt sehen und man konnte sich das (in)direkt erschließen durch die Interviews/Berichte/Postings in diesem Zeitraum.
Besser und fundierter geht´s nicht!!!



Gertrud