16.08.2025, 08:10
(16.08.2025, 07:34)Diak schrieb: wer sich für einen Überblick zu Thema interessiert, dem sei hier leichtathletiktraining vom Juli 2023 ans Herz gelegt, ich habe da in einem Übersichtsartikel einiges über optimales Elternverhalten zusammengefasst.
Ich stolpere über den Threadtitel, vielleicht übertrieben sprachsensibel: Die wichtigste Unterstützung für das Kind ist die Liebe der Eltern, die in der Tat bedingungslos sein sollte. Die Unterstützung des sportlichen Handelns ist ehrlicherweise durchaus an Bedingungen geknüpft, die ich für richtig und wichtig halte: Eure Hauptverantwortung liegt in der körperlichen und seelischen Gesundheit des Kindes, also kein Umfeld, das Doping tolerieren würde, unbedingt eines, das für Gewaltfreiheit einsteht und die langfristige Leistungsentwicklung in den Blick nimmt. Meiner Erfahrung nach ist dazu hilfreich, wenn Eltern und Trainer:innen zentrale Werte teilen. Darüberhinaus unterstelle ich, dass auch das Verhalten des Kindes (Fleiß, Begeisterung, Kameradschaftlichkeit) Bedingungen darstellt.
Zu den Erwartungen möchte ich ergänzen, dass diese nicht explizit sein müssen, um die Entwicklung langfristig zu stören. Auch große Hoffnungen von Eltern, die sich nicht selten in eben dieser bedingungslosen und distanzarmen Unterstützung manifestieren, erzeugen potentiell einen erheblichen impliziten Druck und Enttäuschungspotential.
In dem Artikel versuche ich darzulegen, dass die optimale Elternrolle in großer Nähe und Interesse am ganzen Kind bei gleichzeitiger relativer Distanz zum sportlichen Handeln besteht. Meine Befragungen von Kaderathlet:innen zum Thema führen immer wieder in Varianten auf die Formel: "auf der Tribüne sitzen und Güte ausstrahlen"
Versucht also gern, dem Kind möglichst oft die Unterstützung zu schenken, die es sich wünscht, und sprecht darüber, was es sich wünscht (wird zu selten gemacht und ist oft erhellend) Uns Trainern ist Verbindlichkeit wichtig und die Unterstützung / Rücksichtnahe bei Terminplanungen. Der Familienurlaub darf also gern mit der Jahresplanung synchronisiert werden, muss/sollte aber nicht immer ausfallen. Und wenn Omma 90 wird und findet, dass das Kind dabei sein sollte, dann ist das vielleicht wichtiger, als die eine Trainingseinheit.
Für den sportlichen Erfolg ist nicht entscheidend, ob es nächstes Jahr der Bundeskader wird, kapriziert möglichst wenig Erwartungen darauf, denn Entwicklung erfolgt nicht linear. Erfolg hat, wer sich möglichst unabhändig von aber mit Unterstützung durch die Institutionen gut aufstellt. Wenn immer möglich, sollte das am Wohnort oder wohnortnah erfolgen. Eliteschulen des Sports gehen nicht mit besseren sportlichen Leistungen aber mit schwächeren Schulabschlüssen einher! Ein Internat ist nur geboten, wenn im Umfeld auch mit kreativen Lösungen und viel Fahrerei nichts zu machen ist.
Für konkrete Fragen stehe ich gern zur Verfügung
100% Zustimmung.
Vielleicht noch ergänzend die Anmerkung, dass das Eltern/Kind-Verhältnis oft weniger durch das Bewusst dargestellte, sondern durch das unterbewusst Wahrgenommene geprägt ist.
Es ist also erstmal geboten, dass auf Seiten der Eltern die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Selbstreflektion ausgeprägt wird. Können Sie überhaupt, wie du sagst, "bedingungslos lieben"?
Sonst kann es gut vorkommen, dass trotz aller Bemühungen und guter Absichten, die Eltern eher kontraproduktive Effekte erzielen. Hier kann der Trainer, mit entsprechender Erfahrung, begleitend und aufklärend wirken, aber in den meisten Fällen ist er hier machtlos.

