(08.09.2016, 21:04)Solos schrieb: Wie dem Artikel zu entnehmen war nicht Olympia der Grund des späten Handelns, sonder schlichtweg die Unkenntnis der Ursache für die Probleme. Über Monate unter Schmerzen zu trainieren ist ganz sicher nicht leistungsfördernd und so wie sich die angewandte OP-Technik liest, wäre eine OP im Mai sogar noch drin gewesen, ohne Olympia zu gefährden bzw. war der Saisonverlauf und das Abschneiden ja nicht grad berauschend. Da wäre eine Auszeit/Reha sicher hilfreich gewesen, um am Ende eine besseres Ergebnis zu erzielen.
Das keine Spätfolgen zu befürchten sind würde ich nicht uneingeschränkt unterschreiben. Unter Schmerzen verändern sich immer auch Bewegungsmuster, was unter den Belastungen des Leistungssports andere Probleme hervorrufen kann, nicht muss. Ich wünsche es ihr nicht, bin aber weiterhin verwundert, wie häufig im Trüben gefischt und einfach weitergemacht wird.
Ist ein Leistenbruch so schwierig zu erkennen? Wer kennt sich als Arzt aus? Das Training damit stelle ich mir sehr schmerzhaft vor. Ich lerne gerne dazu. Laut Literatur gibt es angeborene und erworbene Dispositionen.
Ein Athlet in meinem Umfeld hatte wiederholt Leistenschmerzen. Ich habe damals recherchiert. Das kann wirklich sehr viele Ursachen haben, weil die Gegend auch nervlich vernetzt ist. Bei Leistenbeschwerden ist die Annahme eines Leistenbruches eigentlich naheliegend. Deshalb wundert mich das späte Entdecken bei K.K..
Es verwundert mich auch etwas, dass man so lange mit Schmerzen weitertrainiert, ohne die eigentliche Ursache festzustellen. Ich bin heute so gelagert, dass ich bei Schülern sogar Trainingsverbote bestimmter Inhalte ausspreche, solange sich eine bestimmte orthopädische Situation nicht ändert. Ich halte diese Konsequenz schon sehr, aber vor allem im Topbereich für vonnöten. Ich habe z. B. bei einem Schüler Abstand vom Leistungstraining genommen, der eine bestimmte Schultergelenkkonstellation hatte, obwohl er sehr begabt war. Ich fühle mich einfach wohler bei diesen meinen Entscheidungen. Ich gehe ungerne Kompromisse in diesen Fällen ein. Es kommt noch dazu, dass ein Trainer, der im Topbereich tätig ist und zehn Leute z. B. betreut, nicht mehr präzise arbeiten kann. Das geht einfach nicht trotz aller Erfolge, die sich eingestellt haben!!! Das ist meine ganz persönliche Meinung. Eine genaue Trainingskontrolle ist da einfach nicht mehr möglich. Auch oftmaliges alleiniges Training im Topbereich halte ich für eine der größten Sünden!!! Das ist meistens nur ein Alibi für nicht vorhandene Zeit oder einfach eine Form der Nachlässigkeit.
Das meine ich jetzt nicht auf das Training mit K.K. bezogen: Allgemein würde ich vom DLV diese eye-catcher wie das redundante Wort Team ... lieber durch eine konsequente Forderung im Training mit allen seinen Verletzungs-Begleiterscheinungen zum Thema machen und eine konsequente Aufarbeitung fordern. Die emotionalen Schlagwörter würde ich durch harte Arbeit an den Ursachen und Symptomen der Verletzungsträchtigkeit ersetzen und ein wirkliches Umdenken von Grund auf ab der Kinder-LA beginnen. Auch da würde ich gezielte Maßnahmen im orthopädischen Bereich als dringlich einstufen und den Spaß daran fördern und fordern.
Das eigentliche Problem in der Top-LA besteht darin, dass man z. B. im Krafttraining und den begleitenden Zubringerübungen vielfach noch mit Übungen aus 18. Jh. - übertrieben formuliert - trainiert. Nimmt man einigen Trainern diese Übungen weg, fehlen ihnen die gesunden Alternativen. Das ist das eigentliche Problem!!!

Es gibt Trainer, die clever sind und mich von Zeit zu Zeit wegen dieser Trainingsinhalte kontaktieren. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die solche Menschen wie mich eliminieren und dann orthopädischen Schrott produzieren. Es gibt auch im Topbereich Trainer, die nicht einmal wissen, wie man einen Klimmzug richtig ausführt. Das ist wahr!!! Es ist teilweise aus meiner Sicht grauenvoll, wenn man sich nur die Facebookseiten mancher Athletinnen und Athleten anschaut. Das ist manchmal wirklich Anschauungsmaterial vom Feinsten der Kategorie "Do not!" Nur erkennt das der kleine Athlet, der zu den Großen aufschaut, nicht.
Gertrud
Hart, aber herzlich - wie immer!!!
