19.09.2016, 10:08
Beim ersten Wort dieses threads fielen mir weniger leichtathletisch spezifische Gedanken ein, sondern ein paper welches ich kürzlich las. Thema: Das Aberieren von Leistung und Erfolg. (= auseinanderdriften, ich kann nichts dafür, ich zitiere nur… Philosophen eben
)
Inhaltlich gut nachvollziehbar insofern, dass Erfolg sich zunehmend in der Gesellschaft von “messbarer Leistung“ entkoppelt. Gemeint sind die “Erfolge“ zum Beispiel in den “new or social media“, wo jemand durch das Mitteilen von Allgemeinplätzen, garniert mit nicht besonders gelungenen “selfies“ ein Einkommen um die 50000€ im Monat erzielt. Leistung? Da mutieren “Nichtskönner“ zu “Promis“ und erwirtschaften mit Werbung ein erkleckliches Einkommen… Erfolg?
Es geht hier nicht um eine Neiddebatte, der Begriff Erfolg stand vor noch nicht allzu langer Zeit für eine, über einen längeren Zeitraum erbrachte und anerkannte Leistung über die ein gewisser Konsens herrschte. (Leistung im vorgenannten Zusammenhang, es ist auch eine Leistung z.B. eine Erbse mit der Nasenspitze 10km weit zu rollen, aber ein Erfolg? Kommt vielleicht noch…)
Bemessen wir Erfolg der Einfachheit halber nur an Medaillen? Das würde zumindest manche Argumentation um “das Team“ nachvollziehbar machen.
Leichtathletik ist eine Individualsportart, da sind wir uns einig, ABER die Zeiten in denen ein Individuum den Erfolg für sich allein reklamieren kann sind doch auch eher passe. Zum Erfolg gehört heute neben Athlet und Trainer doch noch mehr - eine Finanzierung eines spitzenleistungssportlichen Trainings, eine medizinische Versorgung die über den Hausarztbesuch hinausgeht (auch wegen der von Gertrud erwünschten Verletzungprävention, die Diagnostik macht niemand mehr im Alleingang…), die Gesamtgestaltung (Leichtathletik als Spitzensport “nebenher“ ist nur in wenigen Diziplinen noch möglich, im Stabhochsprung und anderen Diziplinen etwa allein wegen der Material- und Ausstattungsanforderung nicht).
Um in der Leichtathletik “Erfolg“ zu haben reicht es in den Augen der meisten nicht mehr einmal jährlich den deutschen Meistertitel zu holen. Ein Tanzen auf möglichst vielen Hochzeiten und dies nicht nur als Teilnehmer, macht doch heute den Erfolg - die eigentliche Leistung (in Meter oder Sekunde) wird schon fast nebensächlich - überspitzt formuliert, denn man siegt auch nicht mit Allerweltsleistungen. (Wir hatten diese Diskussion auch schon um die “Erfolge“ der Hahner Zwillinge, wobei die immerhin gelegentlich gewinnen
)
Leichtathletik als “Team“ definiert hat für mich mehrere Ursachen:
- die “olympische Kernsportart“ muss sich zunehmender Konkurrenz stellen, da steht ein Einzelner nicht so gut da
- Leichtathletik im Spitzenbereich kann kaum noch von Einzelakteuren geleistet werden (Argumente siehe weiter oben)
- “Das Team“ befriedigt auch die Egoismen und Sicherung der Nicht-Aktiven! (Funktionäre, Marketingspezialisten, Lobbyarbeitern! gerade an letzteren gibt es in der LA zuwenig und im Fußball zu viele…)
- Als Team kann man mit Leichtathletik-Leistung und dem Verteilen auf mehrere Schultern einen größeren Zeitraum überbrücken, die Saison eines einzelnen Athleten kann doch, z.B. durch Verletzung recht kurz sein oder ganz ausfallen > und fällt damit “die Leichtathletik“ aus?
- Wir dürfen auch gern über den Tellerand hinaus schauen und erkennen, dass z.B. Forschung heute in vielen Bereichen ebenfalls reine Teamarbeit geworden ist > am CERN etwa kann niemand mehr ohne Team forschen, finden, erfinden, veröffentlichen… (gilt für zunehmend mehr Lebens- und Wissenschaftsbereiche)
Den Gedanken an das Individuum im Sport hat es immer gegeben und wird es immer geben - schließlich braucht man Stars - aber die Bedeutung des Individuums als einzig treibende Kraft für den Erfolg schwindet, unser Gesamtwissen verdoppelt sich mit zunehmender Geschwindigkeit, mittlerweile in deutlich weniger als einem Leben, ja sogar in weniger als einem Arbeitsleben.
Ob man es gut findet oder nicht…

Inhaltlich gut nachvollziehbar insofern, dass Erfolg sich zunehmend in der Gesellschaft von “messbarer Leistung“ entkoppelt. Gemeint sind die “Erfolge“ zum Beispiel in den “new or social media“, wo jemand durch das Mitteilen von Allgemeinplätzen, garniert mit nicht besonders gelungenen “selfies“ ein Einkommen um die 50000€ im Monat erzielt. Leistung? Da mutieren “Nichtskönner“ zu “Promis“ und erwirtschaften mit Werbung ein erkleckliches Einkommen… Erfolg?
Es geht hier nicht um eine Neiddebatte, der Begriff Erfolg stand vor noch nicht allzu langer Zeit für eine, über einen längeren Zeitraum erbrachte und anerkannte Leistung über die ein gewisser Konsens herrschte. (Leistung im vorgenannten Zusammenhang, es ist auch eine Leistung z.B. eine Erbse mit der Nasenspitze 10km weit zu rollen, aber ein Erfolg? Kommt vielleicht noch…)
Bemessen wir Erfolg der Einfachheit halber nur an Medaillen? Das würde zumindest manche Argumentation um “das Team“ nachvollziehbar machen.
Leichtathletik ist eine Individualsportart, da sind wir uns einig, ABER die Zeiten in denen ein Individuum den Erfolg für sich allein reklamieren kann sind doch auch eher passe. Zum Erfolg gehört heute neben Athlet und Trainer doch noch mehr - eine Finanzierung eines spitzenleistungssportlichen Trainings, eine medizinische Versorgung die über den Hausarztbesuch hinausgeht (auch wegen der von Gertrud erwünschten Verletzungprävention, die Diagnostik macht niemand mehr im Alleingang…), die Gesamtgestaltung (Leichtathletik als Spitzensport “nebenher“ ist nur in wenigen Diziplinen noch möglich, im Stabhochsprung und anderen Diziplinen etwa allein wegen der Material- und Ausstattungsanforderung nicht).
Um in der Leichtathletik “Erfolg“ zu haben reicht es in den Augen der meisten nicht mehr einmal jährlich den deutschen Meistertitel zu holen. Ein Tanzen auf möglichst vielen Hochzeiten und dies nicht nur als Teilnehmer, macht doch heute den Erfolg - die eigentliche Leistung (in Meter oder Sekunde) wird schon fast nebensächlich - überspitzt formuliert, denn man siegt auch nicht mit Allerweltsleistungen. (Wir hatten diese Diskussion auch schon um die “Erfolge“ der Hahner Zwillinge, wobei die immerhin gelegentlich gewinnen

Leichtathletik als “Team“ definiert hat für mich mehrere Ursachen:
- die “olympische Kernsportart“ muss sich zunehmender Konkurrenz stellen, da steht ein Einzelner nicht so gut da
- Leichtathletik im Spitzenbereich kann kaum noch von Einzelakteuren geleistet werden (Argumente siehe weiter oben)
- “Das Team“ befriedigt auch die Egoismen und Sicherung der Nicht-Aktiven! (Funktionäre, Marketingspezialisten, Lobbyarbeitern! gerade an letzteren gibt es in der LA zuwenig und im Fußball zu viele…)
- Als Team kann man mit Leichtathletik-Leistung und dem Verteilen auf mehrere Schultern einen größeren Zeitraum überbrücken, die Saison eines einzelnen Athleten kann doch, z.B. durch Verletzung recht kurz sein oder ganz ausfallen > und fällt damit “die Leichtathletik“ aus?
- Wir dürfen auch gern über den Tellerand hinaus schauen und erkennen, dass z.B. Forschung heute in vielen Bereichen ebenfalls reine Teamarbeit geworden ist > am CERN etwa kann niemand mehr ohne Team forschen, finden, erfinden, veröffentlichen… (gilt für zunehmend mehr Lebens- und Wissenschaftsbereiche)
Den Gedanken an das Individuum im Sport hat es immer gegeben und wird es immer geben - schließlich braucht man Stars - aber die Bedeutung des Individuums als einzig treibende Kraft für den Erfolg schwindet, unser Gesamtwissen verdoppelt sich mit zunehmender Geschwindigkeit, mittlerweile in deutlich weniger als einem Leben, ja sogar in weniger als einem Arbeitsleben.
Ob man es gut findet oder nicht…