(10.11.2016, 16:01)muffman schrieb: Die Aus- und Fortbildung von Trainern sehe ich ebenfalls als kritischen Punkt. Bei den meisten Fortbildungen werden einfach Übungen gezeigt und diese werden dann oft unreflektiert übernommen. Selbst die Vortragenden stellen die gezeigten Trainingsmittel- und Planungen häufig nicht in den entsprechenden Kontext. Hier wäre mal eine Reform angesagt!
Die Bundes- und Landestrainer sollten doch unter anderem dazu da sein Heimtrainer zu unterstützen und ihnen bei Bedarf Hilfestellung zu geben. Manche Heimtrainer erkennen aber nicht wenn sie an ihre Grenzen kommen und einen erfahreneren bzw. "besseren" Trainer um Hilfe bitten sollten. Oft wird das aber auch aus Angst vor Abwerbeversuchen nicht gemacht bzw. als solcher interpretiert. Es ist ein bisschen ein Teufelskreis. Man sollte aber als Trainer über seinen Schatten springen können und in diesem Fall seine eigenen Grenzen erkennen. Auch so fallen viele Talente durchs Raster.
Dieses gesamte Procedere ist multifaktoriell.
1. Fortbildungen: Natürlich steht dafür nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung. Ich stelle wirklich mit Zufriedenheit fest, dass immer mehr anatomische Themen gebracht werden. Man soll auch die positiven Seiten herausstellen. Natürlich bedürfen viele Themen der Nach- und Vorbereitung, was viel Zeit kostet, die viele Trainer eben nicht haben. Ich glaube einfach, dass ich durch meine permanente Kritik hinsichtlich der vielen Protagonisten-Verletzungen einiges angeschoben habe. Nur das war mein Ziel. - Der Raum für wirklich tiefgehende Diskussionen ist teilweise zu begrenzt. Vielleicht lässt man da abends mal etwas Zeit zur Vertiefung. Ich habe jetzt einen Vortrag im Ausland über diese Verletzungsproblematik gehalten, die hoffentlich einiges an Umdenken initiiert hat. Viele hängen an dem alten traditionellen Übungspotential. Man sollte von Verbandsseite aus einfach diese Muster aufzubrechen versuchen. Es müssen den Trainern Strukturen in Theorie und Praxis vermittelt werden, die absolut zeitgemäß sind. Dafür bedarf es eines entsprechenden Personals. Es kann nicht sein, dass man noch bis vor kurzem im Sprintbereich um 20 Jahre hinterhergehinkt ist und keine Initialzündung an die Peropherie geben konnte. Ich verbessere mich fast täglich. Ich habe heute den gesamten Morgen im Spezialbereich "Materialprobe" einer Disziplin recherchiert und konstruiert.
2. Wenn man als Heimtrainer erkennt, dass man dem Schützling nicht mehr weiterhelfen kann, gibt es aus meiner Sicht nur zwei Wege:
a) Man bildet sich weiter oder b) Man gibt den Schützling an eine/n bessere/n Trainer/in weiter. So würde ich immer verfahren. Wenn ich einen Schüler im Langstreckenbereich in meiner LA-AG habe, gebe ich ihn an den Dorstener Verein oder an den TV Wattenscheid zu Markus Kubillus. Es geht mir dann primär um das Wohl des Athleten. Ich würde im Kugelstoß- und Mehrkampfbereich potentielle Topleute selbst trainieren wollen, wenn ich noch ausreichend Zeit dazu habe.
Gertrud