In der Hinsicht stimmen wir vollkommen überein. Die bloße Kraft bringt gar nichts, wenn sie nur mitgeschleppt, aber nicht angewendet werden kann. Sabine konnte die vorhandene Kraft komplett übertragen. Unsere Philosophie war und ist eine andere. Mich hat immer die funktionelle Kraft interessiert. Man schaue sich nur manchmal die Hamstringpakete bei Sprintern an, die sich dennoch verletzen. Das müsste doch ein Hinweis für Trainer/innen sein, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn die funktionelle Seite stimmt, kann trotzdem etwas passieren. Training ist nie eine eindimensionale Sache. Die Zusammenhänge müssen eingebracht werden. Man muss hinsichtlich Hamstring z.B. junge und alte AuA anders trainieren. Man muss auch die konzertierten Aktionen verstehen lernen.
KST müsste längst 14-15m im Kugelstoßen erzielen und auch ihre Speerwurfleistung verbessert haben. Allerdings wird sich die Speerwurfleistung nicht in Regionen einer Thiam bringen lassen. Schickt sie mir einen Monat und ich garantiere einen Schub im Kugelstoßen und auch im Speerwurf! Wenn ich sie sehe, läuft in meinem Kopf sofort ein Film mit Verbesserungsmöglichkeiten ab. Ich habe die Fähigkeiten erworben, einen Gesamtscan einer Person hinsichtlich Körper zu machen und Übungen zuzuschneiden. Ich verbessere mich auf dem Gebiet täglich.
Wir brauchen als Trainer das handwerkliche Arbeiten und den wissenschaftlichen Hintergrund. Ich arbeite permanent an dieser Schnittstelle. Ich schaue mir zur Zeit die Dynamik in einem bestimmten Körperteil ganz akribisch an. Parallel entwickele ich mein Denken in dieser Form, Übungen maßzuschneidern. Nur so lernt man Zusammenhänge kennen. Es ist vieles im Körper verbunden. Nehmen wir KST! Sie ist groß, hat lange "Flügel". Es spricht eigentlich nichts gegen gute Wurfleistungen. Die Ketten arbeiten aber nicht folgerichtig. Zur Verbesserung gehört ein absolut gutes Auge.
Gertrud