04.09.2014, 08:56
(04.09.2014, 08:14)T-Willy schrieb: ich habe bereits bei sehr jungen Athleten,die so gut wie noch nie bzw. sehr selten (z.B. mal bei einer Staffel)Kurven laufen, beobachtet ,dass auch da diese Dysbalancen schon vorhanden
sind!
Natürlich laufen junge Sportler und auch reine 100m-Läufer im Wettkampf meist geradeaus. Aber Dysbalancen entstehen im Training und nicht im Wettkampf. Und im Training läuft man sehr oft Strecken, die länger als 100m sind und darum zwangsläufig eine oder mehr Kurven beinhalten. Und wenn man dann immer nur linksherum läuft, um der Wettkampfsituation nahezukommen, entstehen eben diese Links-Defizite. Allerdings würde ich persönlich im Kinder- und Jugendbereich die Gesundheit in den Vordergrund stellen und für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Links- und Rechtskurven sorgen, während erwachsene Leistungssportler sich selbst entscheiden müssen, ob sie Abstriche in der Gesundheit machen.
Zitat:Wird das nicht auch sogar als evtl. Talentmerkmal gewertet (ist aber wohl umstritten!)?
Dysbalancen als Talentmerkmal? Nie gehört. Stattdessen verbinde ich Dysbalancen mit Fehlbelastungen und darum ggf. Überlastungserscheinungen. Das wirkt sich dann beispielsweise auf Füße/Schienbeine oder Lendenwirbelsäule aus.
Zitat:Ich meine auch gehört zu haben,dass Kinder mit so einer Dysbalance oft eine viel schnellere Schrittfrequenz haben!?
Schnellere Schrittfrequenzen entstehen durch verkürzte Bodenkontaktzeiten und nicht durch Dysbalancen. Und verkürzte Bodenkontaktzeiten wiederum entstehen, wenn einerseits durch die richtige Technik die Kraftfähigkeiten effektiv eingesetzt werden und andererseits durch Lauf-, Sprung- und Krafttraining diese Kraftfähigkeiten verbessert werden.
Zitat:Und weiter stelle ich mir die Frage,warum erwachsene Athleten diese Dysbalance in den Hüftbeugern nicht durch verstärktes (Kraft)Training der schwachen Seite abstellen,bzw. zumindest verringern?
Da sprechen wir von zwei Trainingsformen: Lauftraining, das die Dysbalancen hervorruft (Linkskurven, um der Wettkampfsituation nahezukommen) und dann Krafttraining, welches die Dysbalancen nach deiner Aussage wieder ausgleichen soll. Krafttraining hat aber andere Effekte auf die Muskulatur als Lauftraining. Ersteres führt v.a. zu einem vergrößerten Muskelquerschnitt und mehr willkürlich rekrutierbaren motorischen Einheiten für mehr Maximalkraft, letzteres vor allem zu Anpassungen in der Ausdauer und Schnellkraft/Reaktivkraft. Sicher kann man durch linksgewichtetes Krafttraining ein Stück weit entsprechende Dysbalancen ausgleichen, aber ein Kraftraining kann eben nicht vollständig die durch Laufen verursachten Defizite ausgleichen bzw. schafft es neue. Außerdem trainieren Top-Athleten bereits am Limit. Wenn sie im Krafttraining einen (teilweisen) Ausgleich bewirken wollen, können sie nicht das linke Bein mehr trainieren, sondern müssen das rechte weniger trainieren. Das geht auf Kosten der Gesamtleistungsfähigkeit. Darum vermute ich, dass viele Hochleistungssprinter gar nicht unbedingt den Versuch unternehmen, ihre Dysbalancen auszulgeichen. Allerdings müssen sie das tun, wenn die Dysbalancen gar zu groß werden, weil sie dann vermehrt mit Verletzungen zu tun bekommen. Aber da werden wohl die meisten Sprinter erst, wenn sie die Verletzungsmisere hineingeraten, anfangen, gegen Rechts-Links-Differenzen vorzugehen.