(28.06.2017, 09:55)aj_runner schrieb:(27.06.2017, 06:08)Gertrud schrieb: Seine Antwort ist sehr interessant: "Die Probleme dort strahlen auf den Fuß aus und der ist eben das schwächste Glied in der Kette". Das ist die Crux: Der Fuß wird am meisten belastet und am wenigsten entlastet und adäquat trainiert. Er rückt meistens in den Fokus, wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist". Es stellt sich natürlich die Frage: "Was ist adäquat und der Belastung angemessen?"Sie weisen permanent darauf hin, dass es notwendig, Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen und dass Sie dafür unheimlich viel gearbeitet haben, um das entsprechende Hindergrundwissen zu erlangen.
Gertrud
Gibt es aber komplexere und weniger komplexe Zusammenhänge und wenigsten die weniger komplexen Zusammenhänge sollten erkannt werden? Das oben beschriebene Problem müsste doch mit einem einigermaßen ordentlichen Osteopaden zumindest richtig erkannt werden?
Das führ mich zu der zweiten Fragen: wenn ich mich richtig daran erinnere, ist ein Elternteil des hürdenlaufenden Schülers Arzt. Müsste der aus medizinischer / orthopädischer Sicht zumindest nicht auch erkannt haben, dass der Fußaufsatz seines Kindes ungesund ist? Oder war das der Grund, warum er bei Ihnen landete. Die Frage der Lösung steht dann sicherlich nochmals auf einem anderen Blatt.
Er kam in meine LA-AG. Mir fiel sofort das Defizit vor allem bei Belastung auf. Als ich ihn für das Leistungstraining gewonnen hatte, habe ich die Mutter - Krankenschwester - sehr intensiv eingeweiht. Sie ist zu Hause das Sprachrohr zum Mann, da der Vater als Neurochirurg unheimlich viel und angestrengt arbeitet und bei den Trainingseinheiten nicht anwesend ist. Das Durchchecken nach Leistungssportkriterien obliegt zunächst meiner Fürsorge. Das Defizit macht sich doch erst richtig in der sportlichen Aktion bemerkbar, die der Vater bei der normalen Sicht nicht bemerken kann. Viele Mediziner sind funktionell auch weniger geschult. Ich verbringe rein aus der körperlichen Sicht mehr Zeit mit dem Sohnemann als der Vater und habe ihn ständig im Blick. Wenn ich z. B.Defizite besser durch gezielte Geräte abbauen kann, dann kaufe ich sie. Ich fackele da nicht lange (in dieser Woche alleine ein Großgerät und zwei Kleingeräte). Man gönnt sich ja sonst nichts!!!
Es gibt auch Kriterien, weshalb er einige Sprint-Fußbewegungen unilateral nicht durchführen kann, da er in bestimmten Regionen sehr eingeschränkt ist. Wir sind dabei, das massiv zu (ver)ändern. Es gibt für mich eine Prioritätenliste des Abbaus von Defiziten. Dazu kommt, dass ich in meiner Nachbrin, einer Physiotherapeutin, ständig in "funktionellem Kontakt" bin. Also, mein Team um den Athleten steht. Außerdem stehen mir bei gravierenden orthopädischen Problemen zwei hervorragende Medizinerinnen zur Verfügung. Ich bin absolut gut vernetzt. Diesen Schutz genießen Athleten und Athletinnen, die beim mir das Leistungstraining forcieren wollen, sofort. Ich rückversichere mich schon. Ich warte aber auch nicht lange, wenn Athletinnen und Athleten schlampig arbeiten oder gravierende orthopädische Einschnitte haben, sie frühzeitig wegzuschicken. In der Hinsicht bin ich knallhart. Ich belaste aber die AuA nicht mit meiner Hintergrundarbeit. Als Sabine mich mal lange nach ihrer sportlichen Karriere aufgesucht hat und sie einige meiner Aufzeichnungen zu Gesicht bekam, sagte sie: "Ich konnte damals deinen enormen Aufwand nicht einschätzen!"
Ich werde immer ein Freigeist sein. Meine Wende hat mit Fortbildungen bei einem Arzt zu Beate Peters Zeiten begonnen, der mich unheimlich fasziniert hat, weil er sich damals schon im Ausland sein Wissen angeeignet hat. Ich war damals die einzige Trainerin in seinem Auditorium. Er hat mir damals die ersten orthopädischen Abhandlungen aus dem Wurfbereich besorgt, worauf ich sehr ellbogenfreundlich umgeschwenkt habe. Ich war in der Folgezeit davon besessen, alles orthopädisch richtig zu machen. Ich nehme mich nicht davon aus, auch mal Fehler zu machen. Ich bin aber immer bestrebt, Fehler im Sport nicht zu wiederholen und auch sehr frühzeitig fündig zu werden. Ich lasse nichts schleifen.
Gertrud