02.08.2018, 12:59
(02.08.2018, 10:05)Jo498 schrieb: Vom Generalverdacht abgesehen, gibt es zwei hauptsächliche Verdachtsmomente: Überragende Leistungen und außerordentliche Leistungssteigerungen, besonders in "fortgeschrittenem" Alter, in dem die nicht mehr ohne weiteres zu erwarten sind.Da stimme ich schon zu, ich will auch gar nicht den Verdaucht auf die Sprinterinnen konkret lenken (da sie sich ja definitiv auch technisch gesteigert haben und im DLV man auch hinsichtlich Sprintkrafttraining dazugelernt hat). Ich will auch nicht speziell auf die deutsche LA hinaus, sondern mir geht es um das Gesamt des olympischen Sports. Wir haben überragende Leichtathleten in bestimmten Disziplinen (Wurf z.B.), wir haben überragende Bahnradsportler, auch z.b. im Gewichtheben. Es ist nicht so das Deutschland grundsätzlich schlecht ist.
Anhand dieser Kriterien sind die deutschen Sprinterinnen überhaupt nicht verdächtig. International gute, aber nicht überragende Zeiten, inkrementelle Steigerungen und alle noch jung oder sehr jung.
Der Generalverdacht erklärt nichts. Wenn eh alle dopen, warum sind dann einige (z.B.) die Deutschen so mittelmäßig? Weil sie sonst noch viel schlechter wären, ist keine gute Antwort. Warum sollten sie ohne Doping schlechter sein als die Polen ohne Doping (und entsprechend dann mit mutmaßlichem Doping)?
(Warum wird Doping in einer Sportart, wo die Deutschen eher mittelmäßig sind, wie Sprint, thematisiert, viel weniger in Sportarten, in denen sie außerordentlich gut sind, wie Ski nordisch, Kanufahren usw.?)
Warum sind manche Leistungen der 1980er (bzw. beim Langstreckenlauf eher der 90er und 00er) beinahe völlig außer Reichweite bzw. werden nach etwa 30 Jahren mit mutmaßlich verbesserten Trainingsmethoden, schnelleren Bahnen usw. ganz langsam wieder approximiert, wenn nach wie vor "genauso" gedopt wird? Es ist klar, dass nicht "genauso" massiv Anabolika usw. verwendet werden wie damals, wegen der Tests und wegen der (besonders bei den Frauen) nicht mehr erreichten Leistungen.
Es ist auch zulässig, aus "herausragende Leistungen" + "regelmäßig erwischt" auf eher mehr Doping und aus "eher mittelmäßige Leistungen" + "praktisch nie positiv getestet" auf eher weniger Doping zu schließen. Natürlich gibt es keine Sicherheit, aber doch plausible Wahrscheinlichkeiten.
Und (das habe ich schonmal geschrieben, hier gern nochmal) dass wir weniger gute Leistungen haben als z.B. Großbritannien oder die USA, kann auch daran liegen, dass wir VIEL weniger Geld ausgeben für den Sport als diese Länder und wir einen zunehmen kleiner werdenden Nachwuchspool (bereits in der Grundschule beginnend) haben. Diese zwei Faktoren sind zu berücksichtigen. Die USA haben dazu noch eine viel größere Bevölkerung als wir und sie haben (behaupt ich zumindest) bessere Sprintgene (die besten weißen US-Sprinter eher langsamer als unsere deutschen). Wenn die US-Kugelstoßer gut sind, kamen hier im Forum tw. Andeutungen, dass in den USA nicht alles so sauber abläuft. Über unsere deutschen Speerwerfer kamen solche Bemerkungen nie. Auch die deutschen Diskuswerfereinnen wurden nie in dieser Weise thematisiert. Die amerikanischen Schwimmer (Weltklasse) dopen laut Ansicht vieler Deutschen. Die Deutschen Fußballer (Weltklasse, auch jetzt noch) hingegen angeblich nicht. Das nenne ich die "nationale Brille".
Also zusammengefasst:
1. Nein eine generell schlecchtere Leistung muss nicht an weniger Doping leigen, sondern kann auch an einem kleinere Talentpool bzw. schlechterer Förderung liegen.
2. Wenn wir Deutschne in irgenwas Weltklasse sind, wird nie von Doping gesprochen, wenn die Chinesen oder Amerikaner Weltklasse sind, dann gehen einige förmlich davon aus, dass es am Doping liegt. Die Amerikaner denken genau umgekehrt. Überhaupt denkt wohl jedes Land so unausgewogen.