(07.07.2014, 21:52)MZPTLK schrieb: Das hört sich für mich so an, als wenn man alle 20 Jahre das Rad neu erfinden muss. Muss man nicht, nur ein paar Speichen(aus USA?) auswechseln, etwas umtrimmen(Jamaika?), ölen, fertig! Der Mensch hat in den letzten Jahrzehnten keine gravierenden Mutationen gezeigt. Es gab und gibt in Deutschland als einer der erfolgreichsten Leichtathletiknationen massig Knowhow und Kompetenz, ist das verschütt gegangen?
Sicherlich gibt es bei uns jede Menge Potential, zumal, wenn man das Potential, das Deutschland bietet, auch richtig nutzt. Es sind nicht in allen Bereichen, die Besten am Werk und damit meine ich nicht nur die Trainer, sondern ich würde auch heute einige Leute ersetzen, die für die Richtung der deutschen Disziplinen zuständig sind. Das nur mal nebenbei!
Man sollte ganz genau recherchieren. Wir sind in den letzten Jahren sicherlich auch erfolgreich, aber ein Durchbruch in den Disziplinen, die mit Schnelligkeit zu tun haben, hat schlichtweg nicht stattgefunden. Der einzige Athlet in einer Schnelligkeitsdisziplin, der eine Medaille geholt hat, war Florian Schwarthoff. Der Sprintbereich hinkt – gemessen am Weltstandard – enorm hinterher. Bisher rettet man sich immer in den Jahren der EM, aber bei genauer Analyse lassen die Erfolge bei WM und OS auf sich warten.
Nehmen wir nun mal die beste Nation der Welt im Sprint. Ich befasse mich nun wirklich viel mit analytischer Arbeit und stelle gegenüber der Nation enorme Defizite vor allem im technischen, im energetischen Bereich und in den zubringenden Werten fest. Man kann einen Usain Bolt in Technik und seiner Trainingskonzeption absolut nicht vergleichen, wobei auch er noch Reserven beim Ausgleich seiner Asymmetrie und vor allem in seinen Füßen und seinem Rücken hat. Seine Hüftarbeit aber ist phänomenal. Dafür habe ich die Beweise! Das ist nicht nur angeboren, sondern auch hart erarbeitet und zwar mit einer vollständig anderen Trainingsphilosophie, wofür ich dokumentierte Beweise habe!!!
Zitat:Natürlich sollte das Bewegungslernen (m.E.)vor der Pubertät bereits gute Qualität erbracht haben, aber das bleibt in unserem Gesellschaftsmodell mehr oder weniger der Eigeninitiative und damit wenigen 'Nestern' vorbehalten.Wenn 'man'(wer?) keine Diskussionen will, die ans Eingemachte gehen, dann kann das nur 2 Gründe haben:
1. Zeit-. Kapazitäts-, Geld- oder Personal-Unzulänglichkeiten
2. Schwäche, Ignoranz, Besitzstandsverteidigung
Es fehlt bei uns natürlich auch der schulische Unterbau, wie er auf Jamaika im Sprint geradezu forciert wird. Wir haben statt vernünftiger Planung in der Richtung im schulischen Wettkampfbereich die für mich völlig abwegigen JtfO. Das Konzept, falls man überhaupt davon sprechen kann, sollte völlig überholt werden.
Zum ersten Punkt vertrete ich die Meinung, dass es überwiegend an der falschen Kanalisierung liegt. Ich würde z. B. im deutschen Männersprint zur Zeit vorrangig in einen Sprinter, den ich persönlich für anschlusswürdig halte, investieren, aber nicht in die gesamte Gruppe – und das knallhart. Für Staffelmaßnahmen braucht man nicht diesen gezeigten Aufwand aus meinen schon früher geäußerten Gründen. Ich gebe mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich. Ich würde z.B. für eine Malaika Mihambo plus Heimtrainer absolut alles zur Verfügung stellen, weil sie leistungsmäßig zur richtigen Zeit und in einer Konstanz auf den Punkt hervorragende Qualitäten zeigt!!! Sie kann in Rio ganz vorne landen. Ich glaube, dass der DLV derartige Maßnahmen seinen Sponsoren auch „verkaufen“ kann.
Der zweite Punkt trifft schon eher zu. Ich würde vielleicht etwas umformulieren, dass man bestimmte Notwendigkeiten einfach nicht sieht. Ich brauche unsere Biomechanik nicht zu mobilisieren um zu erkennen, dass unsere Sprinter zu viel in der Stützphase amortisieren. Es ist zwar schön, wenn man in der deutschen Wissenschaft die deutschen Sprinter im muskulären Bereich analysiert, aber 1. Sie sind gerade in der Hinsicht nicht der Maßstab. 2. Hat man sehr wichtige Muskulaturen vergessen. 3. Die zuführenden Trainingsübungen entsprechen aus meiner Sicht nicht den muskulären Anforderungen 1:1. Mit anderen Worten: Man kräftigt nicht vorrangig die Muskulaturen, die antriebsdominant sind. Dazu sollte man die Schemata kennen, die zu derartigen Analysen führen. Da geht es wirklich an die Wurzeln der Leistung!!!
Zitat:Natürlich sollte das Bewegungslernen (m.E.)vor der Pubertät bereits gute Qualität erbracht haben, aber das bleibt in unserem Gesellschaftsmodell mehr oder weniger der Eigeninitiative und damit wenigen 'Nestern' vorbehalten.
Zum letzten Punkt: Ja, schade eigentlich. Man müsste auch den universitären Bereich in der Leichtathletik flächendeckend revolutionieren.
Gertrud