(28.04.2025, 07:24)eierluke2 schrieb: ]Wo siehst Du das Potential im Hochsprung?
Er ist kein klassischer Springertyp, wie einst Hingsen, dem er den DR annahm.
Im (Augen)Vergleich mit aktuellen/einstigen Zehnkämpfern in seinem Punktebereich sehe ich ihn eher bei Tomas Dvorak. Auch bei ihm (ähnlicher Speed mit PB 10,54 im Vergleich zu Leo hat 10,61) war der (positive) Sprungausrutscher eher der Weitsprung mit über 8 m und sein Hochsprung mit ebenfalls 2,09 (wie bei Leo) eher das kein (negativ) Sprungausrutscher.
Was die Hürden betrifft, sollte er sich ganz schnell daran machen sich hier zu verbessern, denn leider prägt sich das Athletenkleinhirn "falsch" ausgeführte Bewegungsabläufe genauso gut ein, wie "richtige".
Es kommen Erinnerungen zu Kazmirek auf, der seine einmal eingeprägten Fehler im Hürdenlauf nie mehr beseitigt hat.
Die Speerwurf Baustelle ist als weiteres Steigerungspotential zu nennen. Es fehlt eher Speed, Dynamik, Verwringung, ... . Immerhin scheint er es hier bisher nicht zu zwingen und prägt sich damit hier nichts falsch ein.
Es fällt mir schwer den Kugelstoß als Baustelle zu betrachten, aber möglicher Weise ist auch hier noch etwas Potential da.
Bei den flachen Läufen, Weit, Diskus sehe ich kaum mehr Potential. Höchstens noch im Stabhoch solange er da seine Unbekümmertheit behält (Stab heile bliebt, nie böse in den Einstichkasten oder neben die Matte fällt, ...)
Erst einmal muss man festhalten, dass er sich kontinuierlich im Zehnkampfgesamtergebnis verbessert hat. Er hat auch in jedem Jahr Schwerpunkte gesetzt:
2023: 100m 10,61; Hürden: 14,33; 400m: 47,08; Weitsprung 8,00m
2024: Stabhochsprung 5,30m; 1500m: 4:38,10; Speerwurf 58,99m; Diskuswurf 58,70m; Kugelstoßen 17,46m; Hochsprung 2,09m; Zehnkampf 8961 P.
Wir versuchen also, auf höchstem Niveau noch zu verbessern.
Hochsprung: Er scheint den Hochsprung nicht so in die enge Wahl genommen zu haben, weil er aufgrund seines Körpergewichtes dort wohl nicht so viel Möglichkeiten sieht.
1. Der Anlauf ist als Vorbereitung zum Sprung in der Anlaufphase von der Gelöstheit und Kurvenlage her sehr schwach.
2. Der Übergang vom Anlauf in den Sprung ist phasenmäßig und von der Dynamik her anscheinend nicht gut vorbereitet. Es bieten sich Spezialübungen im Hochsprungbereich an, die genau diese Phase nachbilden. Ich habe bisher im Internet keine Übungen in dem Bereich von ihm gesehen.
3. Es fehlt die Sicherheit in der Automatisation - wahrscheinlich auch durch zu wenig Übungsdominanz in dem Bereich.
Hürdenlauf: Hier fehlt es an technischem Vermögen an der Hürde und im Zwischenhürdenbereich. Ich würde auch den Hürdenlauf bei Einzelwettkämpfen von der Metabolik anders steuern, um Lerneffekte zu erzielen.
Speerwurf: Die Disziplin stimmt technisch schon, wird nur nicht im Schnellkraftkontext vorbereitet. Auch da setze ich immer auf Spezialübungen und in Verbindung mit verletzungsvermeidenden Kraft- und funktionellen Übungen. Je weiter man nach außen im Körper mit dem Speer im Abwurf kommt, je schneller und feinmotorischer wird die Bewegung. Das sollte man in jeder Ansteuerung im Bewegungsablauf in den vorbereitenden Übungen und vor allem in der Verletzungsprophylaxe berücksichtigen.
Kugelstoßen und Diskuswerfen: Auch da setze ich hinsichtlich Technik auf Fehlervermeidung, für die ich jede Menge Spezialübungen selbst entwickelt habe. Auch im Kraftbereich sehe ich bei ihm erhebliche punktgenaue Spezialinitiative. Vor allem fehlt mir im Kraftbereich das starke Augenmerk auf die präzise Verletzungsprophylaxe hinsichtlich seiner funktionellen Schwachpunkte.
Insgesamt sehe ich in der Hinwendung zu einem mehr funktionellen und disziplinmäßig abgestimmten Training große Vorteile, um auch neuronal punktgenau die key points zu treffen. Er sollte als Vorbereitung auch mehr hinsichtlich Geschmeidigkeit arbeiten, um grobe Ecken und Kanten in der Bewegung eliminieren zu können.
Ich bin wohl die einzige Person, die sich im deutschen und internationalen Leichtathletikbereich meistens relativ frühzeitig traut, so massiv am Thron von Protagonistinnen und Protagonisten mit wissenschaftlich untermauerten Argumenten gegen Übungsgut wachzurütteln. Meine einzige Triebfeder ist die Optimierung und damit eine starke Reduzierung der Verletzungsquoten!!! Auch die dadurch entstandenen offensichtlichen Nachteile durch bestimmte Netzwerke haben mich davon in meiner Überzeugung nie abgehalten, zumal ich viele Argumente der Bestätigung in den Statistiken sehe.

Gertrud