Gestern, 16:54
(Gestern, 15:55)mark1967 schrieb: Volljährigen Athletinnen kann man da nur raten, gezielt an die Öffentlichkeit zu gehen und die Personen konkret zu benennen. Allerdings sollte man das irgendwie beweisen können. Die "Gefahr" von Rachakten an Trainern etc. besteht natürlich, aber ich glaube, dass das Problem für junge Frauen häufiger auftritt als das für Trainer.
Und glaubst du wirklich, dass Athlet:innen in Deutschland gezielt an die Öffentlichkeit gehen würden wenn man sieht wie z.B. Luna Bulmahn wegen eines harmlosen Posts zur Nicht-Nominierung ausgebotet wurde? Oder Gina Lückenkemper zum Gespräch antanzen musste, weil sie das Fördersystem kritisiert hat? Viele Athletinnen und Athleten die ich kenne trauen sich schon nicht den Mund aufzumachen, wenn sie Kader- oder EM/WM-Nominierungen kritisch sehen. Es gibt auch welche die ganz klar nicht mit gewissen BT oder NWBT "können". Da hält man lieber die Klappe um nicht ganz raus zu sein.
Es kann gut sein, dass die Situation durch den Verband eine andere wäre, wenn es nicht darum geht, dass man "nicht nominiert" wird sondern psychologischer oder sexueller Gewalt ausgesetzt ist. Die Frage ist aber vielmehr: Ist das Vertrauen darin da, dass am Ende nicht das System sich schützt sondern den Athleten? Und die Frage beantworten viele denke ich mit nein, vielleicht zu unrecht. Aber das Vertrauen ist nunmal nicht da – einerseits durch viele Vorkommnisse in denen (hoffentlich) keine sexuelle/mentale/körperliche Gewalt im Spiel war (seien wir ehrlich, jeder kennt den Spruch "Mit wem hat die denn geschlafen, dass die nominiert wurde!"), andererseits durch die alltäglichen Erfahrungen in unserer Gesellschaft auch außerhalb des Sports, den gerade Frauen ausgesetzt sind ("hab dich nicht so", "das ist jetzt aber zickig", "lächel doch mal").
Deshalb weiß ich nicht ob man die Öffentlichkeit wirklich in jeden Fall "raten" kann. Ich würde eher raten: Tut euch zusammen! Sprecht miteinander! Lasst euch nicht gegeneinander ausspielen. Viele der Täter tun nämlich genau das: "XY hat damit auch kein Problem!" (hat sie aber sehr wohl). Oder "Wenn du das nicht machst, jemand anderes hat sich nicht so!"
Und allen anderen sollte man raten: Nicht wegsehen. Nicht "betrifft mich ja nicht". Und unter Trainerkollegen, wenn mal wieder ein Spruch fällt der nicht geht nicht milde lächeln und sich denken "oha, das geht so eigentlich nicht!", sondern den Mund aufmachen, auch wenn man selbst nur der kleine Bezirkstrainer ist und derjenige, der den Spruch gebracht hat gerade Olympiateilnehmer trainiert.