12.08.2025, 09:54
(11.08.2025, 22:38)Küstenkrebs schrieb: Ist es Konsens zwischen DLV, Trainern und den meisten Athleten, die Sinnhaftigkeit der Kaderrichtlinien nicht näher zu hinterfragen? Ist man sich einig, dass die meisten Kaderathleten einzeln keine Chance auf eine internationale Top-Platzierung auf Weltebene haben?
Was sagen Einzelleistungen über Perspektiven aus? Dann sucht man sich spezielle Wettkämpfe aus, bei denen in der Regel Topleistungen erziehlt werden. Oder man wählt bestimmte Feder-Böden oder Segelwiesen.
Auch werden zumindest in den Laufdisziplinen andere Fähigkeiten belohnt als in "echten" Wettkämpfen: Es reicht, gleichmäßig ein hohes Tempo laufen zu können.
Der DLV kann nicht beliebig lasch verfahren, weil der Verband sich gegenüber der Sporthilfe rechtfertigen muss. Andererseits habe ich durchaus den Eindruck, dass man in Einzelfällen nach Umwegen sucht und sie zu finden auch in der Lage ist.
DANKE! 100%ige Zustimmung.
Wer in der berechtigten Auseinandersetzung mit Verbandsentscheidungen bloßen Krawall sieht, hat das Problem weder verstanden, noch scheint er Interesse daran zu haben, es zu verstehen. In der Causa Hendrik wie in der Causa Esther geht es darum: Ein Verband behauptet, objektiv im Sinne des Leistungssports zu handeln, doch in der Realität regiert das Prinzip Willkür. Eigene Richtlinien gelten nur dann, wenn es gerade ins Narrativ paßt. Wer das benennt, wird diskreditiert.
Daß ausgerechnet im Forum nun Athleten vorgeworfen wird, sie würden ihre Reichweite zur „Hetze“ gegen den DLV nutzen, sagt mehr über die Kommentierenden aus als über die Athleten selbst. Der Vorwurf wirkt wie schlichter Neid auf die Tatsache, daß diese Athleten eine Community aufgebaut haben, die ihnen zuhört. Und in dieser Community melden sich zunehmend auch andere (ehemalige wie aktive) Sportler zu Wort, die bestätigen, was lange nur hinter vorgehaltener Hand gesagt wurde.
Ja, ich habe selbst den Podcast-Teaser von Esther kritisch gesehen. Er war unklar und öffnete Raum für Fehlinterpretationen. Aber was Hendrik damals in seinen Aussagen formuliert hat, ist alles andere als verschwörungstheoretisches Geschwurbel, hat er doch versucht, über rhetorische Fragen auf systemische Mißstände aufmerksam zu machen. Dieser Stempel wurde ihm hier gestern aber wieder aufgedrückt - "die Pfeiffers würden einfach haltos Stunk machen". Beschwerden über die Auslegung der Nominierungsrichtlinien gab es hinter den Kulissen unter Ausschluss der Öffentlichkeit mehr als genug. Die Antwort darauf: Arroganz, Ignoranz und in manchen Fällen pure Respektlosigkeit durch den Leistungssportdirektor.
Daß nun Esthers knapper Kommentar vom Wochenende so übertrieben skandalisiert wird, ist fast schon grotesk. Natürlich kann man über den Tonfall streiten. Auch ist klar, daß sie aus rechtlicher Sicht keine Chance hat, weil es Normen gibt und der DLV mit der Willkürlichkeitsklausel “wird im freien Ermessen des BT entschieden” einfach einen gewaltigen subjektiven Entscheidungsspielraum hat, den man nicht anfechten kann. Aber wer sich ernsthaft fragt, woher ihr Frust kommt, hat die letzten Jahre offenbar nicht hingeschaut. Eine Athletin, die sich mit harter Arbeit von der Mittelklasse im Mittelstreckenlauf zur nationalen Spitze im Straßenlauf entwickelt hat, wird abgestraft nach Maßstäben, die bei anderen großzügig ignoriert werden. Und genau darum geht es: Ungleichbehandlung. Doppelmoral. Machtspielchen.
„Der Zufall ist Gottes Art, anonym zu bleiben.“ — A. Einstein