04.09.2025, 11:37
(04.09.2025, 09:42)Reichtathletik schrieb: "Nur stellen besetzen, wenn geeignete Trainer da sind" -> Das ist ja das Kernproblem in der aktuellen Stützpunkt-Logik. Ich verstehe zwar dass man theoretisch lieber einen mittelguten Kandidaten nimmt, als niemanden zu haben, aber aktuell nimmt man ja lieber einen Mittelguten an Standort X, weil der immer mit zig Hauptamt versorgt sein soll, statt gute Trainer an anderen Orten finanziell zu unterstützen (oder deren Vereine, Landesverbände). In der folge bezahlt das System Sport dann Trainer, die z.T. wenig bis keinen Mehrwert generieren, während andere verloren gehen oder keine Zeit neben 40+h/Lohnarbeit haben. Da gibt es aber auch einige an den bislang geförderten Standorten die lieber ihre Schäfchen im Trockenen sehen, als die leichtathletik insgesamt erfolgreich.
"Wir brauchen TuT, die permanent lernen und nicht darauf warten, dass ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen" -> Auch hier haben wir ein ähnliches Problem. Es gibt von Verbänden und Vereinen bezahlte Trainer, die es nichtmals schaffen in ihrer Arbeitszeit(!) Fortbildungen zu besuchen, während andere dafür Urlaub nehmen und quer durch die Welt reisen, um sich fortzubilden. Der "Lohn" für dieses Engagement ist aber oft, dennoch nie gehört oder bedacht zu werden oder von Debatten, zu denen man etwas beitragen könnte, aktiv ausgeschlossen zu werden.
Ich würde als das Kernproblem ansehen, dass Trainerstellen, genau wie eben der Stützpunktstatus, dorthin verliehen wird, wo vor Ort bereits eine tragende Infrastruktur bereitsteht. Das ist einerseits natürlich total verständlich, denn es ergibt wenig Sinn einen Bundestrainer und OK-Athleten an einem Ort zu trainieren, wo die Trainingsbedingungen nicht gegeben sind und keine optimalen Ergebnisse erzielt werden können. Einrichtungen für Athletiktraining, Wetterunabhängigkeit, Spezialgeräte etc. sind eben teuer und es ergibt daher Sinn die Infrastruktur und das KnowHow in Person der Trainerin örtliche Nähe zueinander zu bringen.
Andererseits sorgt das eben dafür, dass die anderen Regionen dann immer mehr vernachlässigt werden, weil nicht ausreichend darin investiert wird, dass es auch flächendeckend sowohl gute Trainingsbedingungen gibt, als auch Personen, die das Training entsprechend anleiten und gestalten können. Und für Flächenländer ist das meines Erachtens nach die einzig sinnvolle Möglichkeit.
Wie man das ausgestaltet, ist wieder eine andere Frage. Man kann jetzt natürlich nicht in jedes Mittelzentrum einen Bundestrainer schicken. Aber zwischen Staat, Ländern, DOSB, DLV und LV sollte es doch möglich sein, dafür zu sorgen, dass es städtische Infrastruktur gibt, die für den Leistungssport geeignet ist und auch für diesen genutzt werden kann. Ich bin mir auch sicher, dass man eine Person in Vollzeit oder zumindest Teilzeit beschäftigen könnte, sowohl die sportlichen Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen, als auch Sport in Ganztagesangeboten, Frühtraining, Leistungstraining etc anzubieten und / oder zu koordinieren. Und vor allem den Wissenstransfer zu gewährleisten. Fortbildungen, Hospitationen, Lernmöglichkeiten für jüngere Trainer, Lehrmöglichkeiten für erfahrene Trainer.