11.09.2025, 13:08
Was mich am meisten erschüttert, sind nicht nur die Taten selbst, sondern die Reaktionen vieler, die jetzt sagen: „Das war in der Szene doch schon lange bekannt.“ oder „Ich war gegenüber der Personalie immer schon skeptisch.“ Wenn es wirklich bekannt war, warum hat man denn dann auch als Außenstehender nicht gehandelt?
Daß betroffene Athletinnen und Athleten sich zunächst niemandem anvertraut haben, ist nachvollziehbar. Es gibt viele Gründe dafür:
Ich selbst sehe mich als Teil der sogenannten „Szene“. Aber mir waren die Fälle, die jetzt aus Hannover öffentlich wurden, nicht bekannt. Vor allem in den Anfängen seiner Trainerlaufbahn in Chemnitz und Düsseldorf habe ich viel Positives von Seiten der von ihm trainierten Athletinnen und Athleten gehört. Das sehr persönliche Verhältnis hatte man immer darauf zurückgeführt, daß er zu Beginn selbst noch aktiv als Athlet war und die Gruppe parallel dazu gecoacht hat. Daß aber das, was einfach nur vertraut und persönlich wirkte, an irgendeinen Punkt in eine massive und systematische Grenzüberschreitung mündete, war mir unbekannt und ist mMn unentschuldbar. Jetzt zu lesen, man habe es gewusst, und gleichzeitig die Verantwortung nur bei den Verbänden abzuladen, finde ich hochgradig doppelmoralisch. Natürlich haben auch die Verbände Fehler gemacht. Ein Trainer, bei dem schon früher ein fragwürdiger Umgang mit Sportlerinnen und Sportlern beobachtet wurde, hätte nie ohne tiefgehende Prüfung wieder eine verantwortliche Rolle erhalten dürfen. Aber die Verantwortung endet nicht beim Verband, sondern fängt bei uns allen an.
Daß betroffene Athletinnen und Athleten sich zunächst niemandem anvertraut haben, ist nachvollziehbar. Es gibt viele Gründe dafür:
- Angst vor Konsequenzen: Viele Athlet*innen fürchten, daß eine Meldung ihre sportliche Karriere gefährdet. Wer gegen den eigenen Trainer aussagt, verliert im Zweifel seine Trainingsgruppe, seine Förderung, seine Perspektive.
- Scham und Schuldgefühle: Leider empfinden viele Betroffene eine Mitschuld an dem, was ihnen angetan wurde, obwohl sie in keiner Weise verantwortlich sind.
- Abhängigkeit: In Hochleistungssportstrukturen besteht oft ein extremes Machtgefälle. Trainer*innen entscheiden über Kaderzugehörigkeit, Einsatzzeiten, Nominierungen. Diese Macht kann manipulativ und einschüchternd wirken.
- Isolation: Gerade junge Athlet*innen leben häufig in einem abgeschotteten Mikrokosmos. Das soziale Umfeld beschränkt sich auf die Trainingsgruppe. Wer dort „ausbricht“, steht schnell alleine da.
Ich selbst sehe mich als Teil der sogenannten „Szene“. Aber mir waren die Fälle, die jetzt aus Hannover öffentlich wurden, nicht bekannt. Vor allem in den Anfängen seiner Trainerlaufbahn in Chemnitz und Düsseldorf habe ich viel Positives von Seiten der von ihm trainierten Athletinnen und Athleten gehört. Das sehr persönliche Verhältnis hatte man immer darauf zurückgeführt, daß er zu Beginn selbst noch aktiv als Athlet war und die Gruppe parallel dazu gecoacht hat. Daß aber das, was einfach nur vertraut und persönlich wirkte, an irgendeinen Punkt in eine massive und systematische Grenzüberschreitung mündete, war mir unbekannt und ist mMn unentschuldbar. Jetzt zu lesen, man habe es gewusst, und gleichzeitig die Verantwortung nur bei den Verbänden abzuladen, finde ich hochgradig doppelmoralisch. Natürlich haben auch die Verbände Fehler gemacht. Ein Trainer, bei dem schon früher ein fragwürdiger Umgang mit Sportlerinnen und Sportlern beobachtet wurde, hätte nie ohne tiefgehende Prüfung wieder eine verantwortliche Rolle erhalten dürfen. Aber die Verantwortung endet nicht beim Verband, sondern fängt bei uns allen an.
„Der Zufall ist Gottes Art, anonym zu bleiben.“ — A. Einstein

