(27.11.2018, 10:49)krebsan schrieb: Ich kenne mich ja mit deutschen Verhältnissen nicht so aus. Aber mir scheint, das Bemühen geht um Professionalisierung. Also darum, den Athleten einen Trainer zur Seite zu stellen, der umfassend und verlässlich über eine längere Zeit die Betreuung übernehmen kann.
Wenn andere das quasi ehrenamtlich übernehmen können/wollen, umso besser. Vermutlich aber, und das deckt sich mit meinen Erfahrungen, stösst das dann doch irgendwann an Grenzen.
In der Schweiz haben aktuell viele Vereine Wartelisten. Weil es an Infrastruktur, vor allem aber Trainern fehlt. Auch das ein Grund, über die Anstellung eines bezahlten Trainers nachzudenken, auch wenn es hier meist nicht um einen Spitzensporttrainer geht. Die Grundidee, die besten Trainer zu den Jüngsten, wäre zudem auch noch zu beachten (wird ja kaum je so umgesetzt).
Zum Quereinstieg in die Ausbildung: Natürlich sollte der grundsätzlich möglich sein, aber nicht plötzlich die Regel werden. Auch einem Beckenbauer hätte vermutlich eine Trainerausbildung nicht geschadet, auch wenn er letztlich "nur" mit ausgebildeten Spielern gearbeitet hatte, und seine Tätigkeit mehr Strategie/Coaching als Training war. Und natürlich hatte er auch noch ein paar Assistenztrainer zur Seite.
Die hauptamtlichen Trainer werden teilweise omnipräsent eingesetzt, so dass sie zu einer gezielten autodidaktischen Fortbildung kaum Zeit haben. Die "stationären" Trainer an den OSP sind in der Hinsicht besser dran. Allerdings ist immer eine Jobabhängigkeit gegeben. Es ist schwierig, mal athletenlose Zeiten zu überbrücken, ohne die rote Karte zu bekommen.
Die Idealform ist eine unabhängige Trainertätigkeit bei möglichst auch finanzieller Unabhängigkeit mit Zugang zu den besten Trainingsstätten in einer Pensionärsposition. Die Trainer/innen müssen natürlich etwas "verrückt" im guten Sinne sein. Der DLV sollte diese Trainer/innen nur nutzen!!! Ein "Einheitsbrei im Trainereinsatz" lässt viele Ressourcen unberücksichtigt.
Es wird immer wieder Trainer/innen geben, die nur "den Rahm abschöpfen" und andere auch zum großen Teil für sich arbeiten lassen. Ich beobachte das gerade in einem Großverein, wo man eine Person in Verbindung und Wissen der DLV-Disziplinschiene völlig kaltstellt und einen potentiellen Athleten einfach kanalisiert, wobei die Weichen längst hinter dem Rücken der momentanen Person gestellt sind. Diese hauptamtliche Person ist ganz einfach machtlos. Solche Dinge können mir normalerweise nicht passieren, wenn man den Athleten nicht in finanzieller Hinsicht "umbiegt". Die Mittel der Athletenkanalisierung sind schier unerschöpflich, wie uns die Vergangenheit immer wieder gezeigt hat. Da bringt auch oft die Einsicht 30 Jahre nach der Aktivenzeit nichts.
Ich halte die vertikale Trainerstruktur bei einem/r Trainer/in bei herausragenden Talenten für die beste Lösung. Ich würde mir eine junge Athletin oder einen jungen Athleten mit hervorragendem Talent wünschen, an dem ich alles in meinem Kopf an Sportinhalten Befindliche anwenden kann - und das möglichst ohne die Einflussnahme von außen und mit Inanspruchnahme der DLV-Servicestationen. Ich würde alle die mir zur Verfügung stehenden Gesundheitsregister ziehen.
Gertrud