(25.08.2021, 07:50)aj_runner schrieb: Klar kann sie ihre Meinung ändern und das hat sie augenscheinlich auch getan. Wenn sie davon zu 100 % überzeugt wäre, dass Carl Lewis sie weiterbringt, hätte sie auch Wege gefunden, in die USA zu kommen. Gesa und Koko schaffen das ja auch.
Nicht umsonst wird sie zitiert, dass sich nach dem Olympia-Sieg einiges verändert hat. Die Frage ist nur was – sicherlich nicht die Covid-Situation und die Einreisebestimmungen der USA.
@Getrude: Wärst Du bereit, mit einem Athleten in unterschiedlichen Trainingsgruppen zu hospitieren und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Die Vorstellung von Malaike hört sich für mich ein bischen nach "Wasch mich, aber mach mich nicht nass" an.Die Sache mit Koko und Gesa stimmt natürlich. Malaika muss wissen, wie sie sich entscheidet. Wir können nicht in ihr Herz schauen.
Ja, das stimmt mit Koko und Gesa. Malaika muss für sich entscheiden, was sie für gut hält. Das ist das Schöne am Leistungssport, dass es immer wieder neue Wege und Ansätze gibt. Wenn ich allein die Trainingsarten eines Warholm mit seinem Trainer verfolge. Dann ist das für mich Innovation pur. Da gibt es nichts in der DLV-Team-Vorstellung.
Ich habe immer über den Tellerrand bei anderen geschaut. Ich habe damals einen Weg gefunden, bestimmte Trainingsinhalte einer Weltklasseathletin herauszufinden. Irgendwann hat sie mich gefragt, wer ich denn sei. Spätestens bei der EM 1986 in Stuttgart wusste sie, wer ich war. Ich habe damals meine Athletin aus diesen Dingen herausgehalten.
Ich formuliere das jetzt mal sehr vorsichtig. Man lese bitte zwischen den Zeilen! Es gibt Trainer, die ihre eigene Handhabung nicht genügend auf den Prüfstand stellen und auf mich starke Unsicherheit ausstrahlen. Man hat die Landung immer so gelehrt und macht es auch weiter so. Es sei denn, dass da eine Trainerin wie Gertrud Schäfer kommt und das Gegenteil beweist. Ich war immer wesentlich selbstkritischer und nicht narzistisch im Übungspool veranlagt.
Ich bin auch davon überzeugt, dass der Goldmedaillengewinner-Trainer nicht immer der beste Trainer ist. Es kommt sicherlich auf die Gelegenheiten an, die einem Trainer/ einer Trainerin geboten werden. Hätte der DLV mich z.B. im Mehrkampf in den letzten Jahren berücksichtigt, hätte ich einige Leistungen nach oben schrauben können. "So stand der Porsche eben in der Garage." Das ist nur ein Negativbeispiel unseres Verbandes. Diese Beispiele werden sich unter den neuen PotAS-Bedingungen und den Team-Forderungen häufen. Sie haben lieber die Athletinnen teilweise zu "Knochenbrechern" geschickt. Von mir gibt´s da nur Achselzucken. Ob es auf diesem Gebiet heute in der Breite besser und gesünder abläuft, wird die Zukunft zeigen. Das Fazit aus Tokio müsste eigentlich die Augen öffnen; aber es geht auch um Besitzstand von bestimmten Personen.
Mir würde es heute sicherlich nicht passieren, dass ich halsbrecherische Kraftübungen konstruiere. Ich habe schon bei Sabine enorm detailliert recherchiert und zwar nicht nur im Athleten- und Trainerbereich. Ich habe auch meine Athletinnen enorm sensibel für Übungen und vor allem technische Details "erzogen". Ich kenne kaum Athletinnen, die einer Sabine Braun in den Koordinationsfähigkeiten "das Wasser reichen" können. Eine Absprungposition wie bei Malaika Mihambo hätte sie sicherlich nachhaltig hinterfragt, wenn ein anderer Trainer dieses in Frage gestellt hätte, selbst wenn ich diese Person hingestellt hätte als "die hat immer was!" Sabine hätte sicherlich trotz der Euphorie in Tokio über den Olympiasieg bei dem Spitzenbelag die Leistungsdifferenz von Doha zu Tokio in einer stillen Stunde hinterfragt. Sie war wirklich in der Lage, diese Sachen auf den Punkt zu bringen. Ich habe immer stark das Feedback bei meinen Athletinnen beachtet. Es gibt heute auch Trainer, die mündigen Athletinnen vorschreiben: "Was ich plane, wird gemacht - fertig!" Ein solcher Mensch ist Uli aber wirklich nicht. Wir sind von der Mentalität und dem Charakter her völlig unterschiedliche Typen.
Ich formuliere hier mal die beste Bedingung für maximale Leistungen im Endeffekt:
Athlet/in: unglaubliches Talent im Bereich Physis und Psyche und gute Intelligenz, Wille zur dualen Karriere, Eltern finanziell unabhängig; Athletin nicht abhängig von irgendwelchen Zuschüssen und daher nicht "erpressbar" z.B. in der Standort- oder Trainerauswahl.
Trainer/in: möglichst Pensionär/in, zumindest zeitlich felxibel, fachlich hervorragend auf den unterschiedlichen Zubringergebieten, vielleicht sogar mit eigenen Trainingsvorrichtungen, daher zeitlich vollkommen unabhängig; finanziell völlig unabhängig, kann daher notfalls als Mäzen/in einspringen, um Knebelungen zu verhindern.
Die Erfolge kommen im Endeffekt dem DLV zugute. Das wird man hoffentlich im DLV demnächst auch so sehen!!!
Auch mit fast 77 darf man noch träumen...
Gertrud