17.12.2014, 14:29
(17.12.2014, 12:25)dominikk85 schrieb: Wenn es darum geht schnell voran zu kommen ist laufen sicher die natürliche form, aber zügig lange strecken gehen können war für menschen evolutionär ebenfalls essentiell (z.b bei großen Völkerwanderungen um vor hunger, kälte oder feinden zu fliehen). laufen kann der "normale" mensch doch höchsten 7-8 km, ich glaube nicht, dass der Steinzeitmensch 30 km am tag gejoggt ist, wenn er weiterziehen musste.Servus Dominikk,
wenn du das Gehen auf den Maßstab „Selbsterhaltung“ und „überlebensrelevant“ beziehst, kann ich dem überhaupt nichts entgegensetzen. Der Geher von heute erinnert dann nicht an einen Schlenderer, der, den Horizont abmessend, vielleicht erstmals nach seiner Stellung in der Welt fragte.
Aber ich hatte, kurzsichtig auf die unmittelbare Gefährdungslage blickend, das feindliche Raubtier im Auge. Und ließ meinen Geher dann rennen. Dachte außerdem an die Bedingungen, die nötig sein müssen, um von Sport reden zu können. Wenn man also nicht dem Feind entkommen, sondern dem Kollegen enteilen will. (Weil der einen zum Wettrennen herausgefordert hat) Ob der frühe Mensch entlastet genug war, um die ‚langen Backen’ des Gehens auch sportlich unter die Hufe zu nehmen, ist eher unwahrscheinlich. Wobei man auch bedenken muss, dass man beim überlebenstechnischen Entkommen wohl schon eine Menge Botenstoffe freisetzte. Wie es ist, unter Adrenalin zu sein. Sag ich jetzt mal so im Rückgriff auf das Medium der „Innenerfahrung“ von Natur. Oder schon etwas kognitiver: Wie es ist, den Gegner zu schlagen. Wie es ist, schnell zu sein. Wie es ist, schnell und trotzdem entspannt zu sein. Wie es ist, wenn die Birne nicht der Herr- und die Beine nicht die Knechte sind. Sondern umgekehrt.Dabei rede ich zwar schon vom humanisierten Wettrennen. Aber spekuliere mal, dass diese Innenerfahrung nicht erst hier geboren wird.
Andererseits kann man auch entlastet genug sein, um auf kurzen Distanzen schnell langsam sein zu wollen. (Im Gegensatz zum Rennen) Was den Geher von heute zwar beleidigen würde. Aber der ist in sehr viel höherem Maß vom Überlebenskampf entlastet, als der Frühmensch. Damit entlastet zu „Kulturtechniken“, die sich von der Befindlichkeit des Klimazonengehens entfernen. Dennoch nicht bei einem reinen Kulturwesen vorkommen! Sondern bei einem Wesen, das -nicht erst durch eine Außenperspektive – sehr viel über Natur und sich selbst als leibliches Wesen weiß. Also von so einem komischen Ding, das nicht nur einen Körper hat, sondern auch Körper ist.
Das alles schließt freilich nicht aus, dass man, um wirklich schnell sein zu können, erst im Handbuch für Sportwissenschaft nachschlägt, - und rennt.
PS: Das hat jetzt nix mit dem Thema Streichung von Disziplinen zu tun. Eher mit: Woher kommst du, Leichtathletik? Aber immerhin auch mit: Warum solltest du selbst was von dir wegstreichen?