21.03.2015, 18:22
(13.03.2015, 21:57) ThomZach schrieb: Was ich sagen wollte ist, dass man eine Lehre nicht als Philosophie bezeichnen darf, auch wenn das, aus den USA stammend, auch bei uns leider üblich geworden ist. In den USA sagt man auch style anstatt technique. Was genau so daneben ist.
Stil und Technik sind nicht das Gleiche und die Wörter werden auch in den USA nicht synonym verwendet. Beim Hochsprung ist der Stil, ob man die Beine bei der Lattenüberquerung kreuzt, ob man einen oder beide oder keine Arme beim Absprung nach oben führt, ob aus dem Dribbeln oder aus dem Stand abläuft, etc. - Technik ist das, was dazu führt, hoch zu springen, was auf dem Boden passiert, was mit dem Körperschwerpunkt passiert. Kurz gesagt: Am Stil kann man Hochspringer voneinander unterscheiden, aber die Technik ist, was den Hochspringer zum hoch-Springer macht.
Wenn man einen Bekannten aus der Ferne beobachtet, dann kann man am Gang (Stil) oftmals schon erkennen, wer der/diejenige ist, nicht an der Technik des Gehens. Zwei Athleten, gleich groß, gleicher Trainer, gleich schnell über 100 m oder gleich weit springend im Weitsprung haben unterschiedliche Stile - und sollten diese auch beibehalten, denn der Stil ist für den Athleten eine natürlicher Bewegungsablauf. Warum sollte man ihn verändern, wenn er die Technik nicht beeinflusst?
In Deutschland wird viel zu sehr am Stil trainiert und dabei viel zu viel Zeit verschwendet, um die Grundlage - die Athletik - auszubilden und um diese auf ein internationales Wettkampfniveau zu bringen, was auch gewisse Techniken erst ermöglicht. Das ist meiner Meinung nach nicht nur im Hochsprung der Fall. Die Sportart heißt LeichATHLETIK, nicht Leichttechnik und auch nicht Leichtstil. Athletik bildet schließlich die Grundlage aller Disziplinen. Athletik ist aber auch nicht einfach ein bisschen statisches Stabi-Training im Anschluss an Technik-, Sprung- oder Laufeinheiten, sondern muss ein grundlegender Bestandteil des Trainings sein, wenn nicht sogar die wichtigste Säule, auf die sich das restliche Training stützt (das trifft für alle Strecken bis einschließlich 400 m zu).
Wer Athletik richtig trainiert, vermeidet auch Verletzungen beim Athleten, denn der Körper wird belastbarer und kann mit unvorhersehbaren oder ungwohnten Situationen (Trainingsunfälle, Alltagsunfälle, neue Übungen, Veränderung im Anlauf, etc.) umgehen, sich davon schneller erholen oder sie komplett vermeiden. Wichtig hierbei ist, dass das Kapitel eines jeden Athleten intakt bleibt und das auf Dauer.
Es wird in Deutschland oft auf die USA und deren Idee von Krafttraining geschimpft. Die Athleten aus den USA sind aber durch die Bank athletischer (vor allem die Hochspringer) als andere Nationen. Die Übungen sind abwechslungsreich, innovativ und effektiv. Es wird dort hart an der Grundlage gearbeitet, um Techniktraining korrekt ausführen zu können. Stil bleibt oftmals Nebensache.